Vater baut geistig ab... wie ansprechen?

Hallo zusammen,

mir fällt seit einiger Zeit auf, dass mein Vater nicht mehr in der Lage ist, Gesprächen mit voller Konzentration zu folgen, viele Dinge falsch versteht/vergisst und zunehmend aggressiv auf Angelegenheiten reagiert, die ihn stören. Außerdem kenne ich ihn als sehr engagierte Person, die anfallende Arbeiten ungern liegen lässt und es sofort erledigt. Auch das hat sehr nachgelassen. Er verbringt seine Freizeit hauptsächlich an Handy (Facebook Videos/Bilder), PC (Kartenspiele) und vor dem Fernseher. Teilweise auch, wenn die Familie zu Besuch ist oder gegessen wird.
Ich persönlich bin mir nicht sicher, obs ein geistiges Problem ist oder vielleicht "nur" ein schlechter werdendes Gehör und entsprechende Kompensation.

Im Gespräch mit meiner Stiefmutter hat sich ergeben, dass sie einen ähnlichen Eindruck hat und mittlerweile vieles auch darunter zu leiden hat.
Er selbst sieht das Problem nicht oder kann es nicht zugeben. Er war aber schon immer jemand, der ungern zum Arzt gegangen ist und Krankheit im Allgemeinen gern runtergespielt hat.
Entsprechend gibt es oft Streit zwischen den beiden, da er Dinge vergisst, plötzlich anders macht als die letzten Jahre/Jahrzehnte oder nur mit halbem Ohr bei der Sache ist.
Über seine Arbeit haben wir erfahren, dass er dort regelmäßig junge Kollegen sehr aggressiv auf Fehler hinweist und das wohl mittlerweile auch schon auffällig ist.

Problem nur, dass wir beide nicht wissen, wie wir das Thema ansprechen sollen ohne, dass wir ihm vor den Kopf stoßen und damit vielleicht bewirken, dass er erstrecht nichts unternehmen will. Aber wir machen uns sorgen, vor allem um das Thema Früherkennung, falls es wirklich eine degenerative Erkrankung des Gehirns ist.

Habt ihr einen Tipp/Ratschlag, ob wir als Familie da etwas tun können?

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Ich denke es wäre vor allem wichtig, dass er es von jemandem gleichaltrigen hört - also entweder von deiner Stiefmutter, oder seinem Bruder oder evtl. einem Freund.

Von Kindern hören die Eltern so etwas immer ungern.
Man mag es ja nicht, wenn die Rollen vertauscht werden....

Aber wenn Onkel Heinz erzählt, dass er sich jetzt hat ein Hörgerät machen lassen, weil das halt so ist in dem Alter und deinen Vater beiläufig darauf anspricht, ob er denn auch mal sein Gehör hat checken lassen, dann kommt das anders an, als wenn es die Tochter anspricht.

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Mein Vater hat ein tierisches Problem mit dem "Altwerden". Schon seid Jahren.
Wenn ihm jemand im gleichen Alter was von Hörgeräten erzählt, erzählt er uns nur, dass derjenige jetzt ein Hörgerät braucht und das trotz, dass er genauso alt ist wie er.

Aber ich geb dir recht, ich seh mich da (zumindest im Alleingang) in der falschen Position dafür 😔

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Gibt es männliche Familienmitglieder, die mit ihm sprechen könnten? Oft fällt es da Männern leichter Schwächen einzugestehen als bei der Ehefrau/Tochter.

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Nur die beiden Schwiegersöhne... und da ist er noch schlimmer, was das Thema Schwächen eingestehen betrifft. Er hat sich schon immer gerne als das Ideal eines Mannes dargestellt, dass er sich für seine Töchter wünscht.

Sein Bruder wäre die einzige Option, die mir einfällt, allerdings ist der Kontakt in den letzten Jahren auch nicht mehr so gut und ich bin mir sicher, dass wir ihn erst mit ins Boot holen müssen, weils ihm noch nicht von selbst aufgefallen ist.

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Oje schwierig. Vielleicht kann man ihn unter den Vorwand einer jährlichen Gesundheitsuntersuchung irgendwie zum Arzt bekommen auch wenn er eher ein Arztgegner ist?

Das er aggressiv auf der Arbeit ist, sich bei der Familie eher zurückzieht, weniger Gespräche führt, etc könnten schon auf eine beginnende Demenz hinweisen. Ganz schwieriges Gebiet für die Familie und den Erkrankten.

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Hey!

Bei meinem Vater sieht es ähnlich aus. Ich habe mich mal beim SPD beraten lassen und wurde nach seinem Gehör gefragt. Es stellte sich heraus, dass mein Vater schon vor Jahren einen Hörtest hat machen lassen- und ein Hörgerät braucht. Natürlich hat er bis heute keins. Er braucht auch eine Brille und trägt sie nicht. Ein Fall von "unbelehrbar".

Liebe Grüße
Schoko

Bearbeitet von schokofrosch
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Ich kenn das Problem auch von meiner Oma mütterlicherseits. Da waren wir uns eine Weile auch nicht sicher, obs das Gedächtnis ist und anstatt dessen hat sich rausgestellt, dass sie einfach nicht mehr richtig hört, aber nichts gesagt hat, ob jemand es nochmal wiederholen könnte. Bei ihr wars aber leichter, dass man sie einfach mal ins Auto gepackt hat und zum Arzt gefahren hat.

Ich denke mein Vater wäre auch ein Kandidat dafür, dass er keine Hörgeräte trägt. Aber ich glaube, allein mit dem Wissen, was der Grund ist, würden wir noch eher klar kommen als mit der aktuellen Situation.

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Egal wie ihr es ansprecht, dass er erstmal abblockt wäre nicht ungewöhnlich.

Ich würde es daher liebevoll und ehrlich ansprechen und wenn er erstmal „bockt“, es ihm zugestehen, aber immer wieder darauf hinweisen.

Er kann ja mal zu einem Ohrencheck, dazu müsste er nicht mal zwingend zum Ohrenarzt; bei uns macht es auch der Optiker (er ist auch Hörakkustiker). Ersetzt erstmal nichts, aber ist ein erster Schritt mit vielleicht niedrigerer Hemmschwelle - so war’s bei meinem Vater ;)

Nur Mut und ganz viel Feingefühl wünsche ich euch 😊

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Bin mir auch nicht sicher, obs vielleicht sinnvoll wäre, dass man das als eine Art Familienintervention macht.
Für ihn sicherlich eine deutlich unangenehmere Situation, aber er kommt dann nicht aus. In Einzelgesprächen kann er doch noch eher nach Ausflüchten suchen.
Ich denke auch, dass das Gehör erstmal einfacher sein wird, aber ob Arzt oder Hörakustiker, er müsste dann zugeben, dass irgendwas nicht passt. Das wird ein ziemlicher Schritt.

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Bei meinem Vater war’s zielführender, es „einzelnd“ und dafür quasi „mehrfach“ anzusprechen.

Hätte er das Gefühl gehabt, alle gegen einen, wäre er vermutlich sauer gewesen.

Er wollte auch erst nirgends hin. In der Stadt ist er dann selbst freiwillig zum Hörakkustiker, damit er uns „beweisen“ kann, das nichts ist 🙃

Inzwischen hat er übrigens Hörgeräte, die er aber in 8 von 10 fällen nicht trägt 😂😂😂

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Vielleicht könnte deine Schwiegermutter einen gemeinsamen Termin für sich und den Vater für eine Routinesache beim Hausarzt ausmachen. ZB. für die jährliche Grippeimpfung.
Dann könntest du als Tochter den Hausarzt vorab informieren und ihm deine Bedenken mitteilen, mit der Bitte, sich den Vater doch mal genauer anzuschauen.
Der Hausarzt wird da schon seine Methoden haben, wie er den Zustand bewerten kann.

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Ich würde ich einmal fragen, ob sein Vitamin D Blutspiegel in der Mitte des Normalwertes liegt. Das kann der Arzt beim nächsten mal Blutabnehmen prüfen und zusätzlich würde ich ihn zu 3x die Woche Fisch essen ermuntern.