Völlig verzweifelt - Silopo und lang

Hallo Ihr Lieben,

leider laboriere ich immer noch an meinem Problem.
Seit dem Vertrauensbruch meines Partners, bei dem angeblich nichts passiert ist, habe ich das Gefühl, dass ich mich nicht mehr fangen kann.

Es ist nun gut 2 Monate her, seitdem ich meinen Partner der Lüge überführt habe. Alle Anzeichen von ihm deuten darauf hin, dass er sich in seine Arbeitskollegin fremdverliebt hat (heimliche Treffen, Dienstreise wo sie eigentlich nicht mit muss, Telefonate spät abends, überwiegend Themen die nix mit der Arbeit zu tun haben, Abendessen bei uns nebst Balzgehabe seinerseits und Beleidigungen ihrerseits (die Kleine sieht ja keinem von Euch ähnlich...)bishin zu Livefotos aus dem Kreißsaal).

Zuerst hatten wir noch eine Paartherapie begonnen, die nun allerdings auf Eis liegt. Ich hatte auch das Gefühl, dass er das nicht wirklich ernst nimmt. Dummerweise bin ich nicht unbedingt kompromissbereit gewesen, weil ich es einfach nicht schaffe, diese Kollegin z.B. als gute Freundin meines Mannes zu akzeptieren. Dazu ist für mich zuviel vorgefallen und ich bin extrem verletzt.

Ich habe in der Zwischenzeit auch viel geschimpft, meiner Wut, Trauer und Verzweiflung in seiner Anwesenheit Ausdruck verliehen und ihn leider oft damit zum Weinen gebracht. Ich fühle mich so schuldig deswegen. Die Traurigkeit kommt immer mal wieder wie in Wellen hoch. Er fragt mich aktiv, wie es mir geht und wenn ich es ihm sage weint er und möchte dann nicht über seine Gefühle sprechen.

Auf der einen Seite komme ich mir so schlecht vor und auf der anderen Seite irgendwie nicht ernst genommen. Vielleicht liegt es auch daran, dass er dem Therapeuten gesagt hat, dass er mich schimpfen lässt und es nahezu nicht an sich rankommen lässt. Aber warum weint er dann immer? So sehr, dass ich mich dafür entschuldige, dass es hochkommt. Er hat sich auch ein paar Mal abfällig über den Therapeuten geäußert, aber im Gespräch mit ihm ist er scheinbar aufgeschlossen und total nett.

Ich bin völlig verzweifelt, denn wir haben auch wirklich schöne Momente, aber diese Enttäuschung ist wie schleichendes Gift für unsere Ehe. Ich komme, zumindest noch nicht, darüber hinweg und habe Angst, dass ich mit meinem Verhalten alles kaputt mache.

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich trotz Baby fast einen Vollzeitjob habe. Das schlaucht zusätzlich. Wie kann ich nur wieder vertrauen? Hat jemand Erfahrung damit, wie lange das dauert, bis man wieder vertrauen kann?

Mit meiner Familie oder meinen Freunden möchte ich noch nicht darüber sprechen. Es ist noch zu emotional und die Enttäuschung wäre riesengroß. Es entspricht absolut nicht dem Bild, dass sie von meinem Mann haben. Auch wäre es sehr schade, wenn es zwischen uns wieder funktioniert, aber z.B. mein Freundeskreis ihn nun mit Argusaugen anschaut.

Ihr habt mir mit Euren Kommentaren das letzte Mal sehr geholfen und dafür danke ich Euch.

Habt Ihr einen Rat für mich? Ich überlege, ob ich eine Therapie alleine mache.

Ganz liebe Grüße

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"Beleidigungen ihrerseits (die Kleine sieht ja keinem von Euch ähnlich...)"

Über diesen Satz bin ich gestolpert.
Sorry, aber wo genau steckt da die Beleidigung?? Findest du das nicht übertrieben? Ich kann verstehen, dass du die Kollegin nicht sonderlich toll findest, aber dieser Satz klingt ehrlich gesagt nicht objektiv, sondern eher danach, als ob du wirklich Sätze suchen musst, mit denen sie dich beleidigt haben soll!? Ist nicht böse gemeint, aber der Satz enthält nun wahrlich keine Beleidigung. Vergiss nicht, dass du eine Beziehung mit deinem Mann führst und er derjenige, der Bockmist gebaut hat. Die Kollegin hat mit dir direkt erstmal nichts zu tun.

Unabhangig davon musst du kein schlechtes Gewissen haben, wenn dein Mann weint, er hat das Misstrauen und deine Gefühle verursacht. Ob es ernst gemeint ist kann dir hier niemand sagen, es widerspricht sich aber mit seiner Aussage, er würde dein Schimpfen nicht an sich ranlassen. Weinen ist natürlich immer eine wahnsinnig Mitleid erregende Tätigkeit, vllt. ist das seine Intention.

Ob du das Ganze verzeihen kannst - diese Frage beantwortet die kommende Zeit. Eine Einzeltherapie schadet sicher nie, vllt. hilft es dir, wenn du (noch) nicht mit Freunden/Familie reden willst.

Deinem Mann würde ich ganz klar ssgen, dass er Geduld aufbringen muss und wenn du die Paartherapie möchtest diese keine Kann-Option ist.

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Dieser Antwort schließe ich mich vollumfänglich an.

Liebe TE,

die Idee mit der Einzeltherapie finde ich gut - was ich noch ergänzen möchte und was mir spontan bei deiner Schilderung eingefallen ist, ist folgendes, eigentlich ist es nur ein einziges Wort: Abstand.

Ich bin nicht der Meinung, dass Abstand immer hilft, aber in eurem Fall könnte ich es mir als heilsam vorstellen, wenn du ein paar Tage Urlaub nimmst, dir ein schönes Hotel buchst und dann: ab nach draußen in eine neue, schöne Umgebung, den Kopf auslüften (im wahrsten Sinne des Wortes - raus an die frische Luft!), Abstand zu dem gewinnen, was geschehen ist und versuchen, das große Ganze wieder zu sehen. Meiner Meinung nach steckt ihr gerade in einem Kreislauf aus verletzten Gefühlen fest, den ihr erst einmal unterbrechen müsst, bevor es weitergehen kann mit der Verarbeitung.

Liebe Grüße und alles Gute,
DieKati

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Klingt für mich als würde es euch beiden gar nicht gut gehen.
Aber da sind zu wenig Informationen, als das man da etwas raten oder in irgendeiner Art helfen kann.
Vielleicht wäre doch eine Art Mediator für euch gut.

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Anstatt Verantwortung zu übernehmen und auszuhalten, dass er dich massiv verletzt und hintergangen hat, heult er also rum.
Solche Menschen hab ich gefressen. Das ist Schuldumkehr, er duckt sich weg, indem er in die Opferrolle schlüpft und manipuliert dich: du kannst nicht mehr wütend auf ihn sein, sondern musst dich um ihn kümmern.

Das Muster muss dem nicht bewusst sein, scheint aber tief verankert. Eine Beziehung auf Augenhöhe mit so jemanden zu führen, der keine Verantwortung für eigenes Fehlverhalten übernehmen kann, ist meines Erachtens schwierig.

Du solltest unbedingt die Idee weiterverfolgen eine Therapie zu machen, damit du Rückhalt und Vertrauen in deine eigenen Gefühle bekommst. Du darfst wütend auf ihn sein. Er hat Mist gebaut. Er sollte dich trösten, nicht du ihn.

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Hallo verzweifelt,

eine Einzeltherapie halte ich für genau richtig in deiner Situation.
Es gibt auch Heilpraktiker mit Zusatzqualifikation, die gute Psychotherapien anbieten und dir wirklich gut helfen können, deine Gefühle zu ordnen.
Sie können dir auch Strategien zur Bewältigung der Enttäuschung mitgeben und dir dabei helfen das Geschehene zu verarbeiten.
Für welchen Therapeuten du dich auch immer entscheidest:
Ordnung in deine Gefühlswelt zu bringen wird dir helfen klarer zu sehen und dann besser entscheiden zu können wie es für dich weitergeht.
Das wäre doch erstmal am Wichtigsten.
Wenn du die Dinge für dich geordert und weitestgehend verarbeitet hast könnt ihr gemeinsam schauen, ob und wie es weitergeht.
Dann wird dir auch klar sein, ob du die Frau als seine platonische Freundin weiterhin akzeptieren kannst.
Du musst das nicht akzeptieren und ertragen wenn du das nicht kannst.
Manchmal KANN man das einfach nicht ertragen, auch wenn es „political correct“ wäre. Man ist halt einfach ein Mensch mit Grenzen.

Ich stolperte im Übrigen ebenfalls über den Satz der Beleidigungen…für mich stellt es keine Beleidigung dar, dass sie findet das Kind sieht keinem von euch ähnlich.
Hätte sie Andeutungen in Richtung deines Mannes gemacht, von wegen: das Kind würde IHM nicht ähnlich sehen und dann direkt gesagt: ist denn das Kind überhaupt Deines?
DAS wäre was Anderes…aber so?
Dein Empfinden zeigt deine Verletztheit und es zeigt, dass du die Frau als Gefahr wahrnimmst.

Dass dein Mann weint könnte gut auch aus reinem schlechten Gewissen heraus sein.
Er kann deine Wut und Enttäuschung nicht ertragen, weil er weiß du hast recht und es ihm vermutlich sehr leid tut. Er sieht in diesen Momenten einfach was er angerichtet hat und weiß selbst nicht weiter.
Entschuldigen und dich schuldig fühlen solltest du dich nicht. Da muss er jetzt durch, das sind die Konsequenzen. Er hat Mist gebaut, hat gelogen und ist aufgeflogen.
Er sollte sich lieber mal überlegen, ob es ihm das wirklich wert ist, die private Freundschaft zur Kollegin zu halten?
Und du solltest überlegen, ob es wirklich sinnvoll ist, die Kollegin privat bei euch ins Haus zum Essen einzuladen?
Das führt dir doch deinen Schmerz jedes Mal aufs Neue vor Augen.
Es sind halt Dinge geschehen, die die Grenzen zur platonischen Freundschaft sprengten.

Ich denke, es wäre nicht Abstand von Euch beiden nötig, sondern ( privater ) Abstand von der Kollegin.
Zumindest bis die Lage etwas geklärt ist.
Diese Zeit sollte er euch jetzt einräumen.

LG
Cersei

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Hallo zusammen,

vielen lieben Dank für Eure Antworten.

Das mit der Ähnlichkeit meiner Tochter, kam tatsächlich so rüber, dass es wirkte, als wollte sie ihn darauf stoßen, dass es eventuell nicht sein Kind sein könnte.

Gleich nachdem sie herein kam, stürzte sie auf die Kleine zu und sagte das zum 1. Mal. Ich habe ihr daraufhin ruhig erklärt, dass mein Mann früher sehr ähnlich ausgeschaut hat.

Nach dem Essen hat sie das wiederholt und sagte zu meinem Mann: "Ich habe es vorhin schon zu xy gesagt, die Kleine schaut ja gar keinem von Euch ähnlich!"

Er hat nicht darauf reagiert, sondern schaute in sein Handy. Woraufhin sie loslegte, wie gut sie (also sie und mein Mann) sich verstehen und das sie nicht weiß, ob ich das weiß, aber sie frühstücken regelmäßig zusammen.
Ich Depp dachte, die meint, dass sie sich die Kaffetasse im Onlinemeeting zuprosten! - Er hat sich heimlich mit ihr getroffen und ist dafür wesentlich früher zur Arbeit gefahren, noch bevor andere Kollegen in der Firma waren.

Eingeladen habe ich die Kollegin übrigens nicht. Ich war mal auf seiner Arbeit um ihn abzuholen, er wollte unbedingt, dass ich mitkomme, weil er unsere Tochter herzeigen wollte. Dabei hat er auch zu mir gesagt, im Beisein der Kollegin, dass wir diese ja auch mal zu uns einladen könnten. Ich habe nichts gegenteiliges gesagt, weil ich nicht vor allen Kollegen "Nein" sagen wollte. Daheim meinte ich dann, dass ich sie nicht zu Hause haben will.

Dennoch lud er sie ein. Ich entdeckte den Termin plötzlich in unserem Kalender, ausgerechnet in einer Hochphase in meiner Arbeit, wo ich ihn bat mir den Rücken freizuhalten. Ich war sprachlos. Auch aufgeräumt hat er davor nicht, das lag alles an mir. Dafür kaufte er (für unsere Verhältnisse) teures Essen ein und präsentierte sich als begnadeter Koch. Am Tisch wurden wir nachezu ignoriert, dafür saß er neben ihr und war ganz auf sie focussiert.

Als sie weg war, bin ich zum 1. Mal hochgegangen. Er weinte und meinte, dass er es doch gut gemeint hat und er schreibt auch nicht mehr mit so vielen Herzen und nimmt sie zu dem Händler nicht mit, weil er sie da eh nicht braucht. Zuerst war ich beruhigt und ein Tag, bevor es zum Händler ging, erzählte er noch, dass sie von sich aus abgesagt hätte und er mit 2 anderen Kollegen hochfährt.

Am Tag selbst hatte ich plötzlich ein so ungutes Gefühl, dass ich meine Tochter schnappte und früher zu seiner Arbeit gefahren bin, um ihn abzuholen. Es war abgesprochen, dass ich ihn nach der Reise in der Arbeit abhole. Kaum 10 Minuten war ich dort, als er mit dieser Kollegin an Board (und nur ihr) ankam.

Das Drama danach, Daheim, könnt ihr euch wahrscheinlich vorstellen. Er meinte, dass ich ruhig in den Chat mit ihr schauen könnte, da stünde nichts Gefährliches drin. Als ich den Chat las, war ich entsetzt. Nach besagtem Abend bedankte er sich bei ihr für den wundervollen Abend und richtete Grüße und Dank von mir aus. Sie wollte unbedingt mitfahren, um sich vor einem unangenehmen Arbeitsgespräch zu drücken und es stand nie im Raum, dass sie nicht mitfährt. Die Frühstücke wurden ausgemacht, ebenso schrieb meiner ständig, wann er sie (gerne auch nach der Arbeit) telefonisch erreichen könnte. Die Bilder aus dem Kreissaal waren in Echtzeit mit dem Hinweis, dass es jetzt bei mir losgeht, er in Op-Montur und das allererste Bild von meiner Tochter und mir, wie sie auf meine Brust gelegt wird. Diese Fotos hat er nur ihr geschickt. Ich habe kein Foto von ihm in der OP-Kleidung, wo die Brusthaare angedeutet sind, bekommen.

Er sagt, er hätte sich nicht in sie verliebt. Er würde sich nur gut mit ihr verstehen und wollte sie fördern. Er wollte uns beiden gerecht werden. Eigenartig ist nur, er ist nicht ihr Chef und sie sind beide auf gleicher Ebene und haben denselben Chef. Das mit dem fördern ist eher übertrieben. Außerdem ging es in den Gesprächen, die ich mitbekommen habe, nie wirklich über die Arbeit, das war eher der Aufhänger, um sich über anderes auszutauschen.

Inzwischen schreibt er mit ihr zwar keine Herzen mehr, aber die Kommunikation ist weiterhin extrem herzlich, obwohl ich ihm mehrfach gesagt habe, dass mich dies aktuell unglaublich verletzt. Zumal beide eigentlich völlig unterschiedliche Bereiche abdecken. Ich schaffe es nicht, mich zu beruhigen und endlich in die Heilung zu kommen. Ich habe ihn mehrfach gebeten, dass er für ein paar Tage zu seinen Eltern geht (wohnen in der Nähe), damit ich zur Ruhe kommen kann. Freilaufend kann ich ihm momentan nicht trauen. Er hat abgelehnt und gemeint, wenn ich Ruhe brauche, kann er ja auf der Couch nächtigen. Aber ich brauche unbedingt die Möglichkeit einen klaren Kopf zu haben und das geht nicht, wenn er Daheim ist. Ich denke mal, er hat Sorge, dass seine Eltern fragen, warum er zu ihnen möchte.

Er hat ihr auch geschrieben, dass es mit den Frühstücken etc. nicht mehr geht und er sich mehr auf die Arbeit konzentrieren möchte. Sie schrieb daraufhin, dass sie es geklärt haben möchte, woher seine plötzliche Meinungsänderung kommt. Zuerst schrieb er, dass sie nichts damit zu tun hätte. Als sich die Situation mit mir zugespitzt hat, weil er sie ständig in Schutz nimmt, hat er ihr geschrieben, dass ich die Vermutung habe, dass er etwas von ihr will, was er nie vorhatte. Sie schrieb zurück, dass sie nie das Gefühl hatte, dass er mehr als nur ein Kollege sein wollte. Das sie versteht, dass die Beziehung vor geht. Was ich von diesem Dialog halten soll, weiß ich nicht. Schließlich muss sie ja damit rechnen, dass ich mitlese...

Ich danke Euch für Eure Feedbacks. Inzwischen habe ich eine Heilpraktikerin gefunden, die mich zeitnah behandeln kann. Ich muss wieder in die Klarheit kommen, alleine schon für mich und meine Kinder. Für meine Arbeit ist es auch von Vorteil, wenn ich nicht nur mit "halbem Kopf" dabei bin.

Ich wünsche Euch alles Gute und hoffe, dass bei Euch alles Rund laufen möge.

Herzlich
verzweifelt123

Bearbeitet von verzweifelt123