Vermissen

Wenn die Gedanken in der Nacht kreisen...

Hallo ihr lieben Urbia-Leser,

es ist jetzt schon über sechs Jahre her, dass meine erste große Liebe mich verlassen hat.
Die Zeit war sehr schwer und hat meinen weiteren Lebensweg geprägt, meine Entscheidungen (z.B. bezüglich des Studienortes) beeinflusst. Ich habe lange gebraucht, um mich von der Trennung zu erholen, innerlich viel aufgearbeitet und ihm inzwischen verziehen. Nicht die Trennung als solches hat mich so aus der Bahn geworfen, sondern vor allem die Art und Weise.
Inzwischen bin ich erwachsener geworden, gehe meinen Lebensweg und habe auch wieder einen Partner gefunden, der auf so vielen Ebenen viel besser zu mir passt. Unsere Beziehung fühlt sich von Grund auf gesund und schön und vertraut an.
Und trotzdem denke ich doch in einigen melancholischen Momenten an meine Jugendliebe zurück und spüre ein tiefes Vermissen. Ich weiß, dass ich die Zeit nicht zurückdrehen kann und wahrscheinlich vermisse ich nicht nur ihn, sondern auch mich, diese unbeschwerte Zeit, wenn man noch voller Energie in die Zukunft blickt, wenn einem die Welt offensteht, Wege gegangen werden wollen, man sich frei fühlt und von Schicksalsschlägen noch unberührter ist. Manchmal verliere ich mich in den Gedanken "was wäre, wenn..." und versuche mir vorzustellen, was aus uns geworden wäre. Oder ob wir zueinandergefunden hätten, würden wir uns heute begegnet sein. Die Person von damals gibt es nicht mehr, das ist mir natürlich bewusst. Ich habe mich ja ebenfalls verändert, bin an Herausforderungen gewachsen, gescheitert, habe meinen Blick auf die Welt erweitert. Dieses Vermissen ist auf eine gewisse Art und Weise sogar recht schön, schön traurig.
Kennt ihr das auch? Lasst ihr diese Gefühle zu?
Ich glaube fast, dass es vielen Menschen so geht. Aber darüber sprechen kann man kaum. Ich möchte weder meinen Freund verletzen, noch meine Freunde irritieren. Aber ich gestehe mir ein, dass ich meinen ehemaligen Freund vermisse, so wie er damals war. So fröhlich, so liebevoll, so naturverbunden, so witzig und manchmal auch unbeholfen. Ich habe seine Stimme geliebt, seinen Duft, seine Umarmungen. Und ich weiß, dass das nicht zurückkommen wird. Und ich weiß auch, dass mein jetziger Partner ebenso toll ist, aber gar keine derartigen Gefühle auslösen kann, weil die Zeit eine andere ist, ich selbst anders bin, die erste Liebe vielleicht immer etwas Besonderes bleibt und in jüngeren Jahren vielleicht auch der Hormonrausch ein anderer ist.

Das wollte ich gerne mit euch teilen. Vielleicht geht es euch ja auch so.

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Hallo Vermissen,

fühl dich gedrückt von mir und willkommen im Club!

Noch heute, nach über 40 Jahren kommen gelegentlich die Erinnerungen an meine Jugendlieben hoch. Und gefühlsmäßig sind meine Erinnerungen auch sensorisch durchaus intensiv. Obwohl ich mittlerweile eine Ewigkeit verheiratet bin und ein längst erwachsenes Kind habe.

Akzeptiere deine "Flashbacks" einfach. Es spricht für mich nichts dagegen, sich diesen bitter-süßen und etwas wehmütigen Gefühlen und Erinnerungen hinzugeben.
Deinem Partner würde ich es allerdings nicht auf die Nase binden.

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Guten Morgen. Fühl dich gedrückt. Mir geht es genauso.
Meine erste große Liebe habe ich mit 16 Jahren kennengelernt. Er war 21.
Ich bin jetzt 30 Jahre alt, verheiratet und Mama aber ich bin ehrlich. Ich habe noch nie für jemanden so empfunden, wie für ihn. Es hätte einfach nicjt sein sollen...vor wenigen Tagen hat meine Tante alte Bilder gefunden von Fsmilienfeiern wo er mit drauf zu sehen war...es hat mich schon verletzt aber war auch schön zu sehen. Ich glaube generell, dass man seine Jugendliebe bzw die erste große Liebe niemals vergessen wird.

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Mir geht es tatsächlich nicht so 😅 die Beziehung zu meinem Mann ist so… passend. So doll hat es davor bei keinem gepasst. Ehrlicherweise hab aber auch immer ich mich getrennt 😅

Einzig ein Mann, mit dem ich NIE was hatte, hat mich lange beschäftigt und obwohl mir bewusst ist, dass es absolut nicht gepasst hätte, denke ich heute, ich hätte es trotzdem probieren sollen. Aber selbst damit hab ich abgeschlossen. 😅 das hat aber ehrlicherweise mehrere Jahre gedauert.

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Ich kann Dich so gut verstehen. Erst kürzlich habe ich mit meinem Ex darüber gesprochen, meiner ersten richtigen Liebe, wie schade es war, dass es mit uns nicht geklappt hat damals. Jetzt, fast 20 Jahre später, verstehen wir uns blendend und haben beide festgestellt, dass es einfach damals nicht die richtige Zeit für uns war. Er hat damals bei der Trennung schon gesagt, wir hätten uns halt einfach 10 Jahre zu zeitig kennengelernt.

Wir haben beide festgestellt, dass wir manchmal mit etwas Wehmut, aber auch mit warmer Nostalgie an unsere Beziehung denken, und dass wir dankbar sind, nach all den Jahren immer noch Freunde zu sein.

Aber ja. Gerade jetzt, wo es mit meinem Mann etwas kriselte, dachte ich schon auch mal kurz daran "was wäre wenn..." Es ist kein Vermissen des Exfreundes in dem Sinne, wie man den Partner vermisst, wenn er auf Dienstreise ist oder so, aber es ist eine kleine Lücke im Leben, die einfach niemand mehr füllen darf ;-) Eine Erinnerung.

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Ich kann das komplett nachvollziehen. Es ging mir viele Jahre lang genauso, oft noch ausgelöst/verstärkt von gewissen Sinneseindrücken, ein Geruch, ein Essen, ein Lied, eine gewisse Ähnlichkeit, ein Name.

Solange Du das aber "nur" tief mit Deinem Inneren ausmachst, wird da möglicherweise ein eher glorifizierendes Kopfkino laufen. In dem es nie Streit und Alltag gibt, sondern die Erinnerung an Schönes und Verbindendes und das ganze potenziert. Da würde ich schon mal jemanden (vielleicht nicht gerade Deinen Partner....) ins Vertrauen holen. Das ist doch nichts, wofür man sich schämen muss?

Wenn Du Dich einigermaßen gefestigt fühlst, ist ein loser Kontakt zu Deinem Ex-Partner vielleicht auch hilfreich für einen kleinen Reality-Check, anstatt das Kopfkino arbeiten zu lassen. Das kann aber natürlich auch komplett nach hinten losgehen. Aber vielleicht hilft es Dir auch, Deine Gedanken einmal gegenüber Deinem Ex formulieren. Das ist ja auch ein nettes Kompliment. Vielleicht kassierst Du aber ja auch eine sehr barsche Antwort, die ein paar Gedanken zu viel verlässlich killt.

Es hat noch niemand auf dem Sterbebett gelegen und sich gesagt: Och, hätte ich mal einmal öfters den Mund gehalten, anstatt zu formulieren, was mich bewegt. Und war Du schilderst, klingt schon so, als rumore das kräftig in Dir.

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Hallo,

ich musste schmunzeln als ich das las.

Mir ging es viele viele Jahre so, wobei ich diejenige war, die den Mann sehr unschön verlassen hat...
Dann haben wir uns 15 Jahre später auf der Kommilitonen-Party getroffen haben. Beide verheiratet, er hatte 2 Kinder. Wir haben uns sehr gut unterhalten, gelacht, uns an die schöne, harmonische Beziehung erinnert und getanzt.
Da wurde ich zum Glück endlich geheilt - aus einem wunderschönen, schlanken, großen, gutaussehenden, perfekten Mann ist ein (Entschuldigung) Fettsack geworden. Wirklich sehr unschön aber immer noch mit einem tollen Charakter. Da ist der ganze Zauber von ihm abgefallen und ich war von den nostalgischen Gedanken befreit. Das ist auch wieder 15 Jahre her.

VG

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Ich glaube man liebt eben nur 1 mal richtig .. so richtig richtig .. und alles andere sind oft vernunftsentscheidungen .. was nicht heißen soll dass du ihn nicht liebst .. aber wohl wahrscheinlich nicht so sehr wie ihn .. ich denke es geht vielen so