Unglückliche Frau in der Ehe

Hallo zusammen, ich brauche einfach mal einen Rat. Ich bin neu hier und möchte euch heute meine Ansicht zu meinem Verhältnis zu meinem Mann mitteilen.
Ich bin seit 30 Jahren verheiratet und wir haben zwei erwachsene Töchter. Wie in jeder Ehe kommt man ohne Konflikte nicht rum. Sie gehören auch dazu, wenn sie gelöst werden können. Womit ich jedoch nicht mehr zurecht komme ist, dass mich mein Mann z. B. nie beim Vornamen nennt, auch keinen Kosenamen also. An der Hand angezählt vielleicht 5 mal im JAHR.!!! Auch Komplimente gibt es nicht, außer ich spreche ihn direkt darauf an. Ich habe ihn darauf angesprochen, aber er streitet es dann ab, so als würde ich übertreiben oder dass es einfach nicht stimmt. Oder er sagte, ich muss mich damit abfinden, er ist so. Ich weiß, dass ich ihn nicht ändern kann.
Er ist selbstständig und wir machen das Büro zusammen, jeder hat seine Aufgaben. Früher haben wir viele Zeit gemeinsam im Büro verbracht. Seit einigen Jahren schon habe ich mich jedoch ziemlich zurückgezogen und gehe dann ins Büro, wenn er auf der Baustelle ist, da mir sein unaufgeschlossenes Verhalten auf die Psyche geht. Er hebt nicht mal den Blick, wenn ich an meinen Schreibtisch zugehe. Zu Fragen, wie war dein Tag, gibts sowieso auch nicht. Oder mal zu sagen, hab einen schönen Abend, wenn ich mit Freundinnen weggehe, gibt mir oft den Rest. Da er meine große Liebe damals war und auch noch bis vor 5 Jahren, habe ich trotz dieser
Konflikte wieder nachgegeben, weil durch den Betrieb auch viel auf dem Spiel steht. Jedoch hatte er mich vor eben 5 Jahren emotional so betrogen, mit Lügen und falschen Bildern über WhatsApp schicken, einer anderen Frau liebenswerte Texte schicken…. , dass ich nun wußte, wie unwichtig ich doch eigentlich für ihn bin, wenn er mir das antut. Und er wußte, dass er so mit mir umgehen kann, was leider mir zu Schaden kommt. Er ist nach außen bei allen sehr beliebt. Er tut sich auch sehr leicht dabei, durch seinen Charme kommt er bei Frauen auch gut an. Er betört immer wieder, wie wichtig ich ihm bin, jedoch aufgrund seiner Verantwortung im Betrieb keinen Nerv hat, was ihm nicht mehr glaube, weil er mich manipuliert und mich klein hält. Ich hatte ihn immer geliebt, ihm immer von Herzen alles gewünscht oder ihm ein Kompliment gemacht, auch in der Hoffnung, dass mal was zurück kommt. Wenn wir mal in den Urlaub fahren, ist er zwar liebenswürdiger als zu Hause, das bringt mir aber nichts für den Rest der Tage zu Hause. Ich habe ihm daher einen Tag vor Silvester gesagt, dass ich nicht mehr länger sein Wochenende-Sex-Objekt sein will, da ich sonst innerlich zerbreche und ich endlich an mich denken muss. Ich brauche Abstand von ihm. Früher hat es ja nur funktioniert, weil ich mich blöderweise immer bemüht habe, ihm alles recht zu machen. Er bemüht sich zwar zur Zeit wieder mehr, aber das Mühlrad dreht sich immer wieder gleich. Sobald ich wieder so bin, wie er es haben will, geht das Spielchen wieder von vorne los. Sorry, ich habe jetzt so viel geschrieben, aber es war mir einfach wichtig…. 😢. Meint ihr, dass ich an mir arbeiten sollte, was eine Freundin von mir empfiehlt, eine Therapie zu machen, wegen Selbstwert. Ich finde eher, dass mein Mann nur zu bequem und zu feige ist sich zu trennen und mich all die Jahre nur ausgenutzt hat.
Danke schon mal.

1

Hallo du,

ich habe mir die Beschreibung eurer Partnerschaft jetzt zweimal gelesen. Ich lese viele Erwartungen an ihn, die verständlich sind, er aber nicht erfüllen kann ("Ich bin halt so" - übersetzt "Friss oder stirb"), ich lese von Betrug, wenngleich keinem körperlichen, trotzdem ätzend genug, und ich lese von einer Frau, die darunter seit Jahren leidet. Verständlicherweise.

"Meint ihr, dass ich an mir arbeiten sollte, was eine Freundin von mir empfiehlt, eine Therapie zu machen, wegen Selbstwert."

Das kann ich so nicht beurteilen - meinst du denn, dass du dein Selbstwertgefühl durch ihn schon in einem Maße verloren hast, dass du es ohne Therapie nicht wieder erlangen kannst? Auch wenn in dem Fall eine Therapie durchaus sinnvoll sein kann - wie löst sie konkret dein Problem mit deinem Ehemann? Was würdest du dir selbst davon versprechen?

"Ich finde eher, dass mein Mann nur zu bequem und zu feige ist sich zu trennen und mich all die Jahre nur ausgenutzt hat."

Das halte ich für keinen zielführenden Ansatz. Versuch, so schwer es auch ist, bei dir zu bleiben. Du hast dich auch nicht getrennt. Warum nicht? Was hält dich davon ab? Ja, ich weiß, du schreibst, dass du ihn liebtest, bis vor fünf Jahren war da kein Zweifel deinerseits. Aber wenn nur einer liebt und der andere kaum etwas bis nichts zurückgibt - meinst du nicht, dass man doch irgendwann von einem toten Gaul absteigen sollte?

Klar ist - ihn wirst du nicht ändern, er ist, wie er ist. Die Fragen, die du dir stellen musst:
Will ich noch so weitermachen?
Kann ich noch so weitermachen?
Was muss sich ändern, damit ich weitermachen kann?
Wie wahrscheinlich ist, dass das passiert?
Was sind meine Konsequenzen?

So, jetzt habe ich dir ganz schön viele Fragen hingeworfen. Ich hoffe, das nimmst du mir nicht übel, du musst mir das alles auch nicht beantworten. Nur dir selbst, und ehrlich und realistisch dabei sein.

Ich wünsche dir, dass du für dich die richtigen Schlüsse ziehen kannst.

Liebe Grüße,
DieKati

5

Hallo Kati,
vielen Dank für deine Nachricht und deine guten Ratschläge.
Wegen meines Selbstwertes habe ich die letzten Jahre eher gelitten, da ich lange Zeit den Fehler auch bei mir gesucht habe. Evtl. könnte mich eine Therapie dahingehend stärken. Ich glaube zwar, dass ich es ohne auch schaffen könnte, daher werde ich es auf mich zukommen lassen.
Das Problem mit meinem Mann würde sich bestimmt nicht ändern, ich bin der Meinung, dass er mit sich selbst die größten Schwierigkeiten hatte und noch hat, er gibt seine schlechte Laune, die er auch oft nach Hause bringt auf mich weiter. Darauf habe ich ihn des Öfteren schon hingewiesen, dass ich mich über frohe Botschaften auch mal freuen würde und nicht für ihn nur der Fußabstreifer bin. Sicher bin ich bereit, auch negative Dinge anzunehmen und mit ihm zu besprechen. Er hört mir ja auch zu, wenn ich ein Problem habe. Aber wenn z.B. bei seiner Arbeit ein Vorhaben erst schlecht läuft und ich zugehört habe, erwarte ich auch bei positivem Ausgang auch eine positive Nachricht. Und wenn er bis heute kein Hobby gefunden hat und er seine Arbeit dafür liebt dann ist es auch nicht mein Problem. Als ob er mich für alles verantwortlich macht, was ihm fehlt oder warum er unzufrieden ist. Er hat keinen Grund dazu m.E., was er aller erreicht hat, und noch dazu mit meiner Unterstützung. Ich ärgere mich auch darüber, dass er mir aus dem Weg geht, anstatt mich mal in die Arme zu nehmen. Und das Thema Probleme mit Alkohol zu kompensieren, habe ich abgehakt, weil es auch nicht meine Baustelle ist.
Doch das alles scheint nicht Grund genug zu sein, endlich mal dankbar zu sein und mehr Wertschätzung weiterzugeben.
Daher wäre mein Ziel durch den Abstand, jedoch im gemeinsamen Haus, eine respektvollere Basis zu schaffen. Vielleicht regt ihn die Situation dazu an, endlich mal über sein Verhalten nachzudenken und dass er von sich auch ändert. Getrennte Schlafzimmer führen wir eh schon seit Jahren, was jedoch andere Gründe hatte.
Es wäre noch ein Versuch m. E. Ich habe ihn auch schon darauf angesprochen, ehrlich zu sein, wenn er mit mir nicht mehr auf Augenhöhe ist. Da glaube ich aber eher, dass er nicht der Grund für das Ende der Ehe sein möchte.
Am Beginn unserer Beziehung war ich sein ein und alles. Es hat sich jedoch dann geändert, als er sich nach oben gearbeitet hat, er ist eher sparsam aufgewachsen, weil das Geld eben nicht da war. Ich habe die Kinder aufgezogen, den Haushalt geschmissen, ihm den Rücken frei gehalten. Er zeigt es zwar nicht direkt, er ist kein Angeber-Typ, trotzdem genießt er natürlich die Aufmerksamkeit, die ihm entgegengebracht wird.
Gott sei Dank sind seit meiner Kindheit die Pferde mein Hobby, wenn die nicht wären.....
Und ich sehe mittlerweile unsere Beziehung klarer, wer hier eine negative Lebenseinstellung hat etc.
Vielen Dank auch an alle anderen Antworten.
Liebe Grüße

11

Guten Abend Stier1967,

für mich wäre eine entscheidende Frage, wie könntest du wieder an deinen Mann herankommen, ihn innerlich irgendwie erreichen? Verändern kannst du ihn nicht, nur durch eigene Einsicht dürfte er sich bewegen.

Nach deiner Schilderung hat er nur seinen Beruf, seine Firma ist sein ein und alles. Er habe bis heute keine Hobby gefunden.
Er lädt all seine schlechten Nachrichten, seinen ganzen Negativismus auf dir ab wie bei einer Art emotionalem Mülleimer. Seine eigenen Probleme scheint er mit Alkohol zu kompensieren, aber dazu sagst du, das wäre nicht deine Baustelle. Aber solange du mit ihm lebst, sind das nach meiner Meinung alles auch eure gemeinsamen Baustellen.

Für mich klingt das nach dem ziemlich typischen Leben eines Selbständigen, der zwar nach Außen wirtschaftlich erforderlich ist, aber dafür den hohen Preis der zunehmenden Selbstaufgabe, Selbstüberforderung und der Entfremdung geht.

Ihr habt erwachsene Kinder und selbst nicht mehr ganz jung. Welche Möglichkeiten hättet ihr denn, beruflich kürzer zu treten? Wie wäre dein Mann zu bewegen, durch einen teilweisen beruflichen Rückzug Druck aus seinem Dampfkessel zu nehmen und Zeit zu gewinnen, über sich selbst und über eure Ehe nachzudenken?

Ich fühle, nur wenn es gelänge, ihn etwas aus seinem Teufelskreislauf herauszulösen, hätte er eine Chance, gemeinsam mit dir, wieder zu Leben zu beginnen.
Denn das scheint mir sein eigentliches Problem zu sein:
Dein Mann funktioniert wie eine Art Lastesel aus Gewohnheit noch, er dürfte aber in seinem Innern zutiefst überfordert und frustriert sein, was er zu verdrängen versucht, daher wohl der Alkohol und seine diffuse negative Stimmung.

Für dich wäre sicherlich der Versuch einer Therapie ganz gut. Du könntest zusammen mit einem Professionellen versuchen, den Panzer deines Mannes etwas aufzubrechen.

weiteren Kommentar laden
2

Hallo

Ich muss sagen das ich dich verstehe.
Ich dahte „ Mein Got“ als habe ich es geschrieben. Bin über 30 J. verheiratet und erlebe das gleiche.Nur mein Partner hat bei mehrere Frauen sich gemeldet, geschrieben.Und er sagt ich bin so.Überal sehr freundlich, beliebt.,
Ich kann mein Kopf jezt rasieren, das wird er nicht merken.
Oh ich kann ein Roman schreiben.
Ein Rat für dich habe ich nicht, weil ich kann mir selber nicht helfen.
Auf jeden Fall begine ich mit eine Therapie
nach Absprache mit meine Ärztin.
Ich wunsche dir viel Kraft und viel Glück
VG

3

Anscheinend werdet ihr beide, du und die TE, von euren Männern wie Möbelstücke behandelt. Was soll da eine Therapie bringen?

4

Manche Menschen brauchen eine Therapie, um erst mal wieder genug Selbstwert zurück zu erlangen, um sich trennen zu können. Oder um alles klarer zu sehen. Ich finde das schon sinnvoll!

weiteren Kommentar laden
7

Vielleicht wäre ein erster Schritt, dass du dir eine andere Arbeitsstelle suchst. Das würde dir sicher Auftrieb geben, deinen Selbstwert steigern. Du bist für deinen Mann zu sehr verfügbar.
Eine andere Sekretärin findet er allemal.
Ich denke, in diesem Alter werden viele Männer träge, bequem, eigennützig. Es reicht ihm wohl, dass er bei anderen Frauen gut ankommt. Deine Wertschätzung scheint nicht wichtig für ihn.

Mach dich von ihm unabhängig.
Neue Arbeitsstelle, vielleicht eigene Wohnung. Mach dein Leben für dich schön, auch ohne ihn.
Ich weiß nicht, ob eine Therapie für dich etwas bringt. Das würde ja bedeuten, dass an dir etwas falsch wäre. Und das kann ich nicht sehen.
Ich glaube, du brauchst keine Therapie, sondern Freiheit und Eigenständigkeit.

9

Hallo, genau so ist es, dass ich gezwungenermaßen viel zu oft für alles verfügbar war und bin. Wenn beides, Privat und Büro, im Haus zusammen ist, wird es noch schwieriger. Und es stimmt, dass ich mich nach meiner Freiheit sehne, da ich ja dadurch auch leicht kontrolliert werden kann, wo ich hinfahre oder mit wem ich mich treffe. Vielen Dank für deine Hilfe.
Es kann und muß nur besser werden.
Liebe Grüße

8

An genau dem gleichen Punkt war meine eigene Mutter auch mit meinem Vater, nach beinahe 30 Jahren Ehe und 3 erwachsenen Kindern.
Sie hat sich getrennt und ist jetzt zufriedener, selbstbewusster. Sie hat sich selbst die Chance gegeben wieder glücklich mit sich selbst zu werden (und mit einem anderen Mann), auch wenn es anfangs nach der Trennung hart war.

Eine Therapie solltest du FÜR DICH machen und nicht, damit (d)ein Mann sich mehr für dich interessiert.

10

Ich weiß heute, dass eine Trennung für uns beide das Beste wäre.
Danke für deine Erzählung aus deiner Familie. Es hilft mir sehr.