Nachtrag zu meinem Beitrag „große Verunsicherung und Trauer wegen Kindheit und Jugend“

Guten Abend an Alle,

ich habe von euch so viele liebe Worte bekommen - ich möchte mich noch einmal herzlich bedanken.

Ich habe mir noch einmal Traumatherapieunterstützung geholt und starte Anfang März in eine erneute Behandlung. Es ist viel geschehen, was noch Unverarbeitetes in mir hervorgeholt hat. Ich weiß, dass es für mich und die Menschen um mich herum wichtig ist, mich dem zu stellen. Im Grunde habe ich blockierte Energie, " die Schrecken von früher" in ganz konkreten Situationen im Körper, die ich alleine nicht herausbekomme bzw. transformieren kann.

Euch verdanke ich, mich selbst ernst zu nehmen, meine Gefühle zu würdigen und mir es wert zu sein, Hilfe zu suchen.


Heute möchte ich euch noch etwas fragen: Meint ihr, dass ich Schuldgefühle haben muss, weil ich damals so im Chaos, auch in meiner Wohnung, gehaust habe? Meine Eltern, besonders meine Mutter, werfen mir das immer vor. Meist mit dem Zusatz: " Da sieht man, du Schwein, du hast nix hingekriegt." Auch mein damaliges starkes Übergewicht, wird "lächerlich gemacht", ich werde beschämt. Um diese Themen kreisen meine Eltern ständig, "nur irgendwie wird nie über "das Andere" ( was in der Familie an Schlimmen getan wurde), gesprochen."

Ich habe heute einige Hypothesen, warum ich damals "völlig verkommen war" und doch habe ich oft emotional ein Gefühl des Versagens. Gerne schreibe ich euch später, was mir für Gedanken dazu gekommen sind, es wäre mir nur wichtig, erst einmal unvoreingenommen eure Meinung zu lesen.

Mit diesem Austausch hoffe ich durch eure Perspektive von Außen meine Traumabehandlung gezielter wieder aufnehmen zu können.

Ich danke euch
Herzliche Grüße, ♥️

Laura

Diskussion stillgelegt

Bearbeitet von Inaktiv
1

Magst du uns den Link zum alten Beitrag posten?

Übrigens: Danke für so eine Rückmeldung. Ist nicht selbstverständlich.

Dir alles Gute für die Traunabehandlung!

Diskussion stillgelegt

2

Was früher gesagt, getan wurde, was früher passiert ist können wir nicht ändern, entscheidend ist das Jetzt.
Welche Entscheidungen du jetzt triffst, was du jetzt tust, all das führt zu deiner Zukunft.

Vielleicht steht jetzt, daß Thema Abgrenzung auf deinem Plan?

Mehr gibt es dazu nicht zu sagen

Alles Liebe für dich

Diskussion stillgelegt

4

Vielen Dank erst einmal für deine Antwort. Ich möchte nicht belehren klingen, doch wenn man Grundkenntnisse über Trauma hat, dann weiß man, dass das so einfach nicht ist. Das Gehirn steckt noch in den alten Situationen fest. Jeder kleine Auslöser reicht um die Vergangenheit wieder lebendig werden zu lassen. Ich hab eine gute Ausgangslage durch die Arbeit Freunde und ich hab auch schon viel emotional geschafft. Ich bin bei weitem nicht mehr hoch traumatisiert und völlig instabil. Doch es ist leider nicht so, dass man diese Worte einfach vergisst oder sich sagen kann, ich lebe im Hier und Jetzt und das Andere hat keine Bedeutung mehr.

Trauma kann man im Gehirn nachweisen. Es reicht irgendein Auslöser, um traumatisierte Menschen wieder völlig zurück zu werfen in die Vergangenheit, die dann aber eben auch gleichzeitig Gegenwart ist. Wo ich aber total zustimmen und was mir auch so wichtig ist, bei dieser Erkenntnis nicht stehen zu bleiben. Sondern alles zu tun was in meiner Macht steht, damit dieser Auslöser mich nicht mehr zurück reisen können oder wenn überhaupt nur noch minimal. Das kann man tatsächlich im Hier und Jetzt verändern und das sehe ich auch als meine Pflicht an.

Und vielleicht nach so viel. Es geht mir auch nicht darum etwas zu ändern was in der Vergangenheit war, sondern heute anders damit umzugehen. Meine Hypothese ist, dass ich durch die Unordnung im außen mein inneres Chaos zum Ausdruck gebracht habe. Und dass meine Eltern sich sehr auf das Chaos in der Wohnung damals oder mein Übergewicht damals festlegen, weil sie sich mit den anderen dahinter stehenden Problemen nicht auseinandersetzen wollen.


Dennoch verunsichert mich diese Aussagen manchmal emotional, weil ich mich sowieso schon sehr infrage gestellt gefühlt habe. Was ich toll fand bei der ersten Traumatherapie, dass mir gezeigt wurde, wie viel ich leiste und warum es nachvollziehbar ist, dass ich Konzentrations Schwierigkeiten hatte und viele Dinge nicht mehr hingekriegt habe. Im Grunde habe ich verstanden, dass ich nicht wenig Leistung, sondern sogar Höchstleistung erbringe unter dem Trauma, aber dass das eben nicht verstanden werden kann von Menschen, die nichts über Trauma wissen und das nicht anerkennen können.

Alles Gute dir

Diskussion stillgelegt

5

Im Grunde habe ich vieles was ich auch schon als Antwort zu meinem ersten Beitrag bekommen habe, geahnt, dass es fiel mir schwer, darauf zu vertrauen. Und deshalb würde ich mich auch hier bei dieser Fragestellung über Austausch freuen.


Und natürlich auch, wenn jemand etwas anders wahrnimmt als ich, mir geht es wirklich um ehrlichen Austausch und darum, weitere Schritte machen zu können. Und ich finde es sehr wertvoll wie viele traumatisierte Menschen es gibt und zu wissen, dass man damit nicht alleine ist. Schönen Abend und gute Nacht

Diskussion stillgelegt

6

Ich finde dich nicht „schuldig“.

Klar, man kann nicht jegliche Verantwortung von sich schieben, aber du hast die Verantwortung ja letztlich übernommen und was geändert!

Da solltest du mit Stolz reagieren, nicht mit Schuld.

Und deine Familie ist kein guter Ratgeber oder „Richter“, sie dürfen da nicht die Wertung übernehmen.

Diskussion stillgelegt

7

Guten Morgen liebe Juli,

du hast geschrieben, was ich auch schon empfunden habe und wo ich doch unsicher war. Genau, das ist mir so wichtig, etwas zu ändern und nicht diesen schrecklichen Stillstand in meiner Familie weiterzuführen. Könntest du dir auch vorstellen, dass meine Eltern sich auf so Dinge wie Unordnung in der Wohnung konzentrieren, weil sie sich nicht mit anderen Dingen auseinandersetzen möchten. Ich hab manchmal den Eindruck, dass das ein Bereich ist, Der für sie sozusagen nicht heikel ist. Deswegen konzentrieren sie sich immer mit aller Kraft darauf, es ist für mich wie eine Verlagerung von den eigentlich dringenden Aufgaben, die sie damals auf im Grunde etwas viel nebensächlicheres „ wegleiten. „

Vielleicht, um es konkreter zu machen, so ähnlich wie wenn man in einer katastrophalen Partnerschaft lebt, aber daran nichts ändert, jedoch peinlich da genau darauf achtet, die Wohnung zu putzen.

Ich hoffe, ich konnte mich verständlich ausdrücken. 😉 Alles Gute wünsche ich dir 🍀

Diskussion stillgelegt

8

Hi,

nein, das ist nichts wofür man sich schuldig fühlen muss.

Die Gründe für dein damaliges Verhalten, lagen an deiner damaligen Situation. Das ist nicht dir vorzuwerfen, sondern denen, die es gesehen haben und dir nicht geholfen haben bzw. sich sogar noch darüber lustig gemacht haben.

Als ich in der Schule gemobbt wurde, und es mir schlecht ging, habe ich es meiner Mutter gesagt, die meinte dann nur, sie wäre ja auch gemobbt worden, weil sie nicht immer die neuesten Sachen hatte und dann ignoriert man die eben und bleibt bei seinen Freunden. Hab ihr dann auch erklärt, dass sie eben Freunde hatte, ich nicht mehr, weil die Klassen durchgemischt wurden und obwohl meine beiden Freundinnen auch Französisch gewählt haben, kamen sie zusammen in eine andere Klasse. Meine Mutter meinte ich soll dann ins Sekretariat gehen und die Klasse wechseln beantragen. Sie wusste ganz genau, dass ich mich das erstens nicht traue und 2. ein Elternteil da mit muss.
Ganz zum Schluss hat sie mir noch gesagt: Wer sich wie ein Opfer verhält, wird eben so behandelt. Also mir indirekt die Schuld gegebe.
Das hat auch noch jedes letzte Fünkchen Selbstbewusstsein in mir vernichtet. Ich hab aufgegeben und mir ne Brücke gesucht um runterzuspringen. Meine Oma hat bei meinem Abschiedsbesuch zum Glück gemerkt, das was nicht stimmt und ich konnte mit ihr darüber reden. Sie ist als rothaarige damals auch sehr gemobbt worden und hatte Verständnis für mich und konnte mich so aufbauen, dass ich es einfach durchgezogen habe. Meine Klassenlehrerin hat es auch irgendwann mitbekommen und einige deutliche Worte über Mobbing gesprochen und dann wurde der Teil der Klasse, der einfach passiv war, aktiver und unser Klassensprecher hat sich tatsächlich vor der ganzen Klasse hingestellt und mir gesagt, wenn mich nochmal jemand ärgert, soll ich mich sofort bei ihm melden.
Das hat gewirkt und ich hatte meine Ruhe.

Meine Mutter hätte also nur einfach bei der Klassenlehrerin anrufen müssen und ich hätte mir 6 Monate Mobbing erspart.
Bis zu der Erkenntnis, dass es nicht mein Fehler war, dass ich nicht zur Klassenlehrerin bin, hat es aber lange gedauert. Erst als ich selbst Mutter wurde und ich niemals, aber wirklich niemals, meinen Sohn so alleine lassen würde, habe ich bemerkt, wie egal ihr so viele Dinge waren und mir ist klar geworden, dass meine Mutter da einfach versagt hat. Warum ist mir auch egal, ich habe meinen Frieden damit gefunden und werde es sicher ganz anders machen.

Ich hatte das Glück, dass bei mir das alles nicht zu tief saß, so dass ich es geschafft habe, mich ohne professionelle Hilfe rauszuziehen. Ich hab erst mit 17 den Mut gefunden meinen Personalausweis zu beantragen. Als ich dann meinen Mann kennen lernte, meinte meine Mutter auch nur, weil mein Zimmer auch immer unordentlich war, wie ich da mal mit ihm zusammenziehen will. Weil ich ja keine Ordnung halten könnte.
Es ging dann problemlos in der Wohnung. Neuer Start, neues Leben.
Inzwischen sind es meine Eltern die in einem Saustall leben, so dass ich mit den Kindern im Krabbelalter nicht hin bin, weil der Boden klebt, überall Spinnweben usw.

Also nein, es ist nicht deine Schuld und es ist sehr gut, dass du dir Hilfe suchst. Es wird ein langer Weg, aber du wirst es schaffen. Nichts was passiert ist, war deine Schuld. Du warst jung und formbar und die Umstände habe dich zu dem geformt.
Jetzt bist du Älter und in der Lage dich selbst zu formen, aber das dauert und es wird Rückschritte geben und vielleicht auch Dinge die du nie los wirst. Aber auch das ist kein Grund sich zu schämen oder zu verzweifeln. Diese Dinge gehören zu dir und machen dich als Menschen aus. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich nie lange Fingernägel haben werde :D Ich kaue einfach ständig dran rum und ich werde es nicht los.
Aber das ist nur ein kleines Manko und damit kann man gut leben.
Aber ich habe 2 tolle Kinder, einen tollen Ehemann, ein schönes Haus und auch wenn es manchmal chaotisch ist und ich nicht alles so auf die Reihe kriege, zu 90 % klappt es und das reicht.
Perfektion ist langweilig.

Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft.

Diskussion stillgelegt

9

Stillgelegt, da für einen Großteil der User/innen bezugslos und nicht nachvollziehbar. BITTE keine neuen Thread eröffnen, wenn sich im Nachhinein zwar neue Fragen ergeben oder "Danke" gesagt werden soll, die Grundbedingungen aber weitestgehend unverändert sind.

Liebe Grüße von Kim vom URBIA-Team

Diskussion stillgelegt