Tipps für die erste Zeit?

Nun ist es soweit. Er hat eine Wohnung, morgen werden wir es den Kindern (5 und 1,5) sagen. Mitte Februar wird er ausziehen.

Habt ihr Tipps für mich für die erste Zeit danach - nach der Info, aber insbesondere nach seinem Auszug? In jegliche Richtung, ich bin für alles dankbar :-)

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Hallo,

Habt ihr schon alles geregelt?

- Umgang
- Unterhalt für Kinder und Dich
- Verteilung Möbel und Haushaltsgegenstände

Alles Gute und viel Kraft
Sunny

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Begründet es nicht mit dem Fokus darauf, dass ihr euch nicht mehr liebt. Meine Ziehtochter hat mit 3 mächtig daran geknappert, an der Frage, dass man sich einfach nicht mehr lieben kann und dann geht und ob ihr dann nicht dasselbe auch passieren kann, dass ein Elternteil geht, weil er sie nicht mehr liebt. Es gab nie Anlass dazu. Beide Eltern sind sehr engagiert, teilen sich die Zeit und Erziehung toll und keiner pult sich die Rosinen aus dem Kuchen. Versucht lieber zu erklären, dass ihr erkannt habt, dass ihr oft so sehr nicht einer Meinung seid, dass ihr einfach zu wenig findet, was euch zusammen hält, wo es dann blöd für alle ist, wenn immer Streit ist und alle das mitbekommen und drunter leiden. Deshalb habt ihr entschieden, dass Papa in seine eigene Wohnung zieht und sie ihn so und so oft die Woche sehen. Sie werden dort ja wahrscheinlich auch ein neues Zimmer bekommen und ihre Zimmer bei dir behalten. Erzählt ihnen davon und wie konkret ihr dass dann machen wollt, und dass ihr jederzeit für sie da seid, nur manchmal wird eben Mamazeit sein und manchmal Papazeit. Meiner Erfahrung nach gewöhnen sich die Kinder daran schneller als die Eltern, solange sie nicht manipuliert werden und man sich nicht gegenseitig gar nicht auf nichts einigen kann im Sinne der Kinder, den anderen bloß schlecht macht oder das Kind zu einer Entscheidung für oder gegen eine Seite zwingt. Wenn man sich aber über den Umgang einig ist und darüber wie das wann gemacht wird und sich dann noch bedeckt hält und vor den Kindern nicht über den anderen lästert, und ihnen zugesteht, dass sie diesen anderen Elternteil eben lieben wollen dürfen und das Interesse von beiden Eltern da ist, dann werden sich die Kinder auch sehr schnell dran gewöhnen und es wird vieles besser werden. Es liegt an dem Verhalten von euch Erwachsenen wie sehr sie durch die Trennung leiden müssen. Ihr müsst euch nicht mehr lieben, aber versucht - ggf. mit Mediation - eine Einigung mit Regelmäßigkeit für den Umgang im Sinne der Kinder zu erzielen. Es wird nicht alles gleich klappen. Es ist ein Prozess. Jeder von euch beiden muss lernen Grenzen neu zu ziehen und dafür kämpfen, dass sie Achtung erfahren. Für jeden ist es ein Stück weit ein Neuanfang. Es wird aber sobald jeder seinen Platz gefunden und seinen Rhythmus mit den Kinder hat auch wieder ruhiger.

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Ja.. lass ihn machen, wenn die Kinder bei ihm sind ;-)

Auch wenn es von deinen Vorstellungen abweicht.

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Führt von Beginn an einen verlässlichen Rhythmus ein. Gerade bei kleinen Kindern ist es ganz wichtig, dass sie wissen, wann Papa wieder kommt.
Trennt die Beziehungs- von der Elternebene.
Nicht vor den Kindern über das andere Elternteil herziehen. Bitte auch dein Umfeld darum. Wir sind damals gemeinsam zu unseren Eltern gefahren und haben ihnen zusammen die Trennung mitgeteilt. Und haben von ihnen verlangt, dass der jeweils andere Partner mit den Kindern weiterhin willkommen ist.
Auch wenn es dir extrem schwer fällt, lass deinen Mann mit den Kindern umgehen, wie er es für richtig hält. (So lange er die Kinder nicht vorsätzlich gefährdet). Die Kinder können das sehr gut trennen. Es wird aber die erste Zeit verdammt schwer. Mir fällt es heute noch an einigen Stellen schwer ihn einfach machen zu lassen, einfach weil wir so unterschiedliche Charaktere sind.
Findet langsam und mit Geduld in eure Rollen.
Wenn neue Partner ins Spiel kommen, dann geh offen mit ihnen um. Wenn die Kinder dir davon ohne Scheu erzählen können, dann sind neue Partner eine absolute Bereicherung.
Frage deine Kinder nicht aus, was der Papa macht. Sie werden es dir von allein erzählen. Ansonsten frage den Papa selbst.
Wenn du mit etwas nicht einverstanden bist (die Situation wird es geben), dann versuche ohne Kinder mit dem Papa zu reden.
Versucht möglichst alles, was die Kinder angeht ohne Gericht zu klären.

Ich kann dir ein bisschen erzählen, wie wir es handhaben. Bei uns ist die Situation aber ein bisschen anders, die Kinder leben beim Papa und sind alle 14 Tage oder häufiger bei mir.
Wir haben von Anfang an die Ebenen gut geschafft zu trennen. Nach meinem Auszug, bin ich noch hin und wieder im "alten" Haus gewesen und habe dort die Kinder betreut. Das habe ich schnell geändert, weil das die Trennung schwerer gemacht hat. Sobald ich wirklich ausgezogen war und die Kinder an den Wochenenden zu mir geholt habe. Ging es den Kindern wesentlich besser als in der Trennungsphase. Kinder haben extrem feine Antennen und bekommen sehr wohl mit, dass etwas nicht okay ist. Sie können es aber nicht greifen - wir haben zum Beispiel nie wirklich gestritten, aber das unterschwellige haben sie mitbekommen.

Es gab bei uns neue Partner, die haben den Kindern nicht gut getan oder sie hatten etwas dagegen, wie wir mein Ex-Mann und ich miteinander umgegangen sind (wir haben bei der Kinderübergabe gern ein paar Worte gewechselt. Ich habe den Kindern geholfen die Tasche zu packen. usw.) Diese Partner wurden schnell wieder aus dem Leben der Kinder entfernt. Und das war wichtig - die Kinder waren im Fokus.

Ich kenne die Stärken von meinem Ex-Mann und ich kenne seine Schwächen- er bei mir genauso, also übernehmen wir die Rolle im Leben der Kinder die wir besonders gut können. So packe ich zum Beispiel jeden Abend mit meinem Kleinen den Ranzen via Facetime und lerne mit den Beiden für die Schule. Ich erinnere auch mal meinen Ex-Mann, wenn Termine bei den Kindern anstehen. Das nimmt er gern an, weil Orga und Struktur nicht sein Ding sind. Das ich das kann und darf, hat sich aber erst so langsam mit der Zeit eingespielt und nach dem wir miteinander geredet haben.

Bestimmte Themen entscheiden wir weiterhin zusammen. Wir haben zum Beispiel auch gemeinsam entschieden, wann die Kinder ein Tablet bzw. ein Telefon bekommen dürfen. Das wandert nun mit den Kindern mit. Wie die Kinder die Geräte jedoch bei uns nutzen, das ist absolut unterschiedlich. Mein Ex-Mann ist streng mit der Medienzeit (aus meiner Sicht zu streng - aber das geht mich nichts an). Daher sind die Geräte zeitlich limitiert - auf dem von ihm vorgegebenen Niveau. Ich bin lockerer mit der Medienzeit, bei mir werden dann Verlängerungen genehmigt. Das ist für meinen Ex-Mann okay. Bei mir gelten meine Regel und bei ihm gelten seine Regeln - so handhaben wir das überall. Bei ihm dürfen die Kinder über Wochen das Zimmer im Chaos versinken lassen. Bei mir wird regelmässig aufgeräumt.

Natürlich gibt es auch bei uns Situationen, bei denen wir uns nicht einig sind. Ein Beispiel jetzt ist die Coronaimpfung. Ich würde gern impfen lassen. Der Papa ist dagegen. Wir streiten uns deswegen aber nicht. Es gibt hier kein 100%tiges richtig oder falsch. Hier sieht unsere Lösung jetzt so aus, dass wir uns (wie es auch Gerichte tun) nach der STIKO richten.

Unsere verschiedenen Ansichten im Leben, unsere unterschiedlichen Wertvorstellungen, unsere Unterschiedlichen Ansprüche haben zu unserer Trennung geführt, weil wir als Paar keine Linie reinbekommen haben. Von diesen Unterschieden profitieren nun unsere Kinder durch die Trennung. Ich lebe mein Leben nach meinen Vorstellungen und der Papa nach seinen. Sie bekommen zwei völlig unterschiedliche Lebensmodelle mit. In beiden Lebensmodellen werden sie geliebt, beschützt und unterstützt. Sie haben neue Bezugspersonen gewonnen, die sie auf Händen tragen. Ich glaube meinen Kindern (jetzt 8 und 9 - Trennung bei 1,5 und 3,5) geht es richtig gut und gemeinsam haben wir die Trennung für sie zu etwas gutem wandeln können.

Das wichtigste für die erste Zeit nach er Trennung - gegenseitiger Respekt, gegenseitige Rücksichtnahme, gekränkten Stolz runter schlucken. Fokus aufs Kind.

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Toll geschrieben! Das zu lesen hat mir jetzt auch ein wenig geholfen 🙏🏻