Job für die Kinder aufgeben?

Hallo zusammen! Ich bin neu hier, aber eure Kommentare zu meinem ersten Beitrag haben mir schon so gut geholfen, dass ich euch nochmal um Rat bitten möchte.
Also Ende November habe ich bei monatelanger Überforderung mit meinem Leben und nach körperlicher und psychischer Gewalt meines Ehemannes gegenüber unserem Siebenjährigen (so weit ich das beurteilen kann) durch Polizeieinsatz von meinem Ehemann getrennt.
Seitdem ist die Situation zu Hause gefühlt noch schwieriger geworden. Mein Sohn ist mit seinen sieben Jahren ein Einserschüler in der zweiten Klasse, aber zu Hause erlebe ich ihn seit Monaten als fürchterlich. Er akzeptiert keine Grenzen, will nicht sein Zimmer aufräumen, vieles nicht essen, erlaubt sogar den anderen bestimmte Sachen nicht zu essen und wütet gleich wenn es nicht nach seinem Wunsch läuft. In seiner (oft komplett unerwarteten) Wut schlägt er mich manchmal oder will seiner kleinen zweijährigen Schwester wehtun. So sehr wie ich ihn liebe denke ich manchmal er muss in die Psychiatrie oder zu einer Pflegefamilie die ihn besser unter Kontrolle kriegt.
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen so lange wie möglich zu arbeiten, aber ich halte es psychisch und physisch nicht mehr aus. Seine Schwester hängt sehr an mir, wird noch nachts gestillt und bei jedem kleinen Schnupfen kann sie kaum schlafen und will am nächsten Tag nicht in die KiTa. Ich war in letzter Zeit sehr oft krankgeschrieben, aber nicht durchgehend. Ich versuche es ja alles unter einen Hut zu kriegen, aber ich merke selber dass ich mal die Kinder anschreie, was der Nachbar wiederum gleich dem Jugendamt meldet. Es stört mich auch dass mein Sohn sich ständig für die Schule verspätet weil ich ihn bringe und logisch immer mit seiner Schwester die morgens sehr schwer aufsteht. Ich lege beide um 08:00 ins Bett aber wegen meines Sohnes schlafen wir in einem Zimmer und es dauert lange bis sie einschlafen.
Nun will ich eigentlich eure Meinung hören. Ich überlege jeden Tag zu kündigen um mich besser um die Kinder kümmern zu können. Andererseits liebe ich meinen Beruf als Ärztin und kann jeden Weiterbildungsmonat gut gebrauchen um schneller den Facharzt zu schaffen. Auf der Arbeit haben sie sehr viel Verständnis und überlassen mir die Entscheidung. Was gibt es für Möglichkeiten? Direkt kündigen oder lieber so lange wie möglich krankschreiben oder einfach von Tag zu Tag schauen wie sich alles entwickelt? Natürlich habe ich auch finanzielle Sorgen. Dadurch dass ich vor einem Jahr meine Familie finanziell unterstützt habe, habe ich kaum Ersparnisse. Der Kindesvater ist noch beleidigt, will nicht helfen und zahlt aktuell 700 Euro Unterhalt was kaum für irgendwas reicht. Mein Sohn geht in eine Privatschule für 550 Euro monatlich (sie wird ab nächstes Schuljahr natürlich auf normale gewechselt, ich wollte ihn jetzt nur nicht zusätzlich stressen).
Ich arbeite übrigens 24h/Woche aber bin trotzdem fix und fertig.
Mein Sohn und ich haben im Moment sehr viele Termine: Kinderpsychiatrie zur Diagnostik, Erziehungshilfe, Gerichtstermine wegen der Wohnungszuweisung.
Danke für eure Hilfe im Voraus!

11

Erst mal krank schreiben lassen - am Stück.
Zusätzlich Beratungsstellen
- finanziell
- Erziehung
- psychologisch

Bei längerer Krankschreibung ist ohnehin die Krankenkasse hinterher, dass fachlich abgeklärt wird. Entsprechend psychologische Unterstützung anfragen. So, dass du mindestens vorweisen kannst, dass du dich auf Wartelisten setzen hast lassen.

Die Zeit der Krankschreibung nutzen, um
- wieder auf die Beine zu kommen
- dich und dein Leben neu zu organisieren
- zusammen mit entsprechenden Beratungsstellen

Diese können dir dann auch individueller raten, welche Schritte in welcher Reihenfolge sinnvoll sind.

Blöde Frage, aber leider wichtig:
was bringt dir der fertige Facharzt, wenn du direkt nach Prüfung ins Burn Out gehst, Monate lang / Jahre lang ausfällst oder u.U. komplett den Beruf wechseln musst, weil du wegen zu langer Überlastung komplett zusammen gebrochen bist?

Besprich dich mit verschiedenen Beratungsstellen.
Was hat in welcher Reihenfolge Prorität?
Lohnt es sich für den Facharzt noch zwei Monate durchzuhalten (weil du es dann wirklich geschafft hast)
oder sind andere Prioritäten wichtiger, weil noch 2,5 Jahre zum Facharzt in deinem aktuellen Gesundheitszustand nicht mehr zu wuppen ist.
- die Zeitangaben sind Beispiele, da ich diese differenziert betrachten würde -


Sofort alles kündigen stellt dich vor neue Probleme.
Alg1 Antrag - schwierig, weil du dann auch dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen musst. Gesundheitlich UND Betreuung.

Wenn du eine längere Krankschreibung zum Gesund werden nutzt, um dann dauerhaft zu arbeiten, sehe ich kein Problem!
(wer sich auf der faulen Haut ausruht, keine Lust hat überhaupt zu arbeiten - aber könnte: körperlich, emotional UND mental - dann geht mir die Hutschnur hoch). In deinem Fall bist du weit davon entfernt.
Du bist auf direktem Weg dich kaputt zu machen, wenn du auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzt. Und dir dabei schon Bein gebrochen hast, Rücken verrenkt etc.

Nutze die Beratung. Kündigen ist erst mal Flucht, aber hilft nichts. Gehe es der Reihe nach an. MIT Unterstützung. Kurzschlussaktionen bringen dich vorerst nicht weiter. Es sei denn es ist die Kurzschlussreaktion ein Hilfetelefon oder eine Beratungsstelle anzurufen.
Falls du dich noch nicht traust: druck dir die Telefonnummern aus und klebe sie gut sichtbar an mehrere Stellen in der Wohnung.
Wenn du dann mal wieder so verzweifelt bist, alles hinschmeißen zu wollen, dann greif zum Telefon und ruf eine dieser Nummern an. (Das ist sinnvoller als in Panik eine Kündigung zu schreiben)

12

Danke schön für die wohl gemeinten Antworten. Sie haben mich ein Stück weitergebracht. Also aktuell ist alles noch auszuhalten. Ich setze mich oft selbst unter Druck wenn z. B. ein Kind krank ist und ich mich krankschreiben muss, weil der Beruf so ist, dass erwartet wird, dass man nie krank ist.
Aber letzte Woche habe ich es einfach für einen Tag gemacht weil meine Tochter Schnupfen hatte und sich nicht wohl fühlte und es war richtig. Klar, wenn das Kind krank ist gibts am Ende des Monats ein bisschen weniger Geld aber es ist halt so.
Ich hab beschlossen dass ich wegen der Weiterbildung noch ein paar Monate durchhalte oder es zumindest versuche. Vom Facharzt bin ich noch weit entfernt, aber es macht viel Sinn ein Weiterbildungsjahr zu Ende zu machen und das motiviert mich gerade.
Es kann natürlich sein dass mir demnächst trotzdem gekündigt wird weil ich die Dienste nicht mehr machen kann, aber dann ist es halt so und ich wäre auch nicht traurig darüber. Für meine Dienste noch Babysitterin zu bezahlen und den Kindern das anzutun ist für mich im Moment inakzeptabel und würde sich nicht mal lohnen.

1

Hey!

Es scheint, als hättet ihr viel Gewalt erlebt, die euch noch in den Knochen hängt.
Ruf mal beim weißen Ring unter 116006an und lass dich beraten, welche Hilfe euch zusteht.
Ich denke da spontan für dein Kind an eine Therapie, um die erlebte Gewalt zu verarbeiten. Du selbst könntest davon auch profitieren. Dann wäre noch eine Mutter-Kind-Kur möglich.
Der weiße Ring kann dir eine kostenlose Rechtsberatung ermöglichen. So kannst du Rechte und Pflichten des kv klären und schauen, wie du ihn dir größtmöglich vom Hals halten kannst, damit du zur Ruhe kommst.
Dein Ältester braucht momentan vermutlich viel Liebe, um das Erlebte zu verarbeiten. Seine Auffälligkeiten sind in dem Kontext vermutlich normal.

Liebe Grüße
Schoko

3

Hallo Schoko, danke für deine Antwort! Alles schon gemacht. Therapie für meinen Sohn ist geplant (geht aktuell nicht sofort). Zur Anwältin war ich auch schon. Aber der Kindesvater wird so wenig wie möglich sparen wollen. Aktuell hat er gegen die Wohnungszuweisung Widerspruch erhoben. Das Ganze ändert leider nichts an meiner beruflichen Situation. Psychiatrische Abklärung usw. läuft, natürlich habe ich durch alles einen vollen Terminkalender und bin noch mehr überfordert.

5

Dann bist du auf einem guten Weg!
Gibt es Möglichkeiten, Entlastung für dich zu finden?

2

wie wàre es, wenn du dir Hilfe suchen würdest.
dein Sohn sollte in einer KInderpsychatrie mal durchgecheckt werden.
bis zur Scheidung müsstest du für dich auch UNterhaltsausgleich erhalten, geh zum Anwalt

4

Hi, danke für deine Antwort. Habe alles was du erwähnt hast schon gemacht bzw. läuft gerade.

6

Kannst Du Dich von der Arbeit freistellen lassen? Also nicht kündigen, aber für x Monate mal ohne Gehalt zu Hause bleiben? Oder Elternzeit nehmen? Du darfst pro Kind 3 Jahre nehmen, ich glaube bis zum 8. Lebensjahr.

Ja, das Geld fehlt dann. Die Weiterbildungszeit auch. Aber besser als kündigen, hätte ich gesagt.

Du hast ein 2-jähriges Kind, Du "müßtest" gar nicht arbeiten. Dein Ex ist auch Dir zu Unterhalt verpflichtet. Wie sieht es damit aus?

Ich glaube schon, dass es Euch allen gut täte, etwas mehr Ruhe zu bekommen. Kein Wunder, dass Du zur Zeit völlig überfordert bist mit allem.

8

Danke für die wohl gemeinte Antwort! Ja, ich habe auch Elternzeit überlegt, aber wegen der Miete und der Privatschule wäre das finanziell sehr schwierig. Wenn ich kündige würde ich 12 Monate lang gutes Arbeitslosengeld bekommen. Meine aktuelle Stelle ist wegen der Wochenend- und Spätdienste auf Dauer nicht wirklich vereinbar damit dass ch jetzt alleinerziehend bin.

10

Arbeitslosengeld minus die Sperrfrist, wenn Du künstigst. 3 Monate, glaube ich.

Gibt es von der Schule nix? Die meisten Privatschulen unterstützen doch Eltern, die finanziell Probleme haben. Also was das Schulgeld angeht.

7

Hallo Aronia

ich kann sehr gut nachvollziehen, dass deine Kraft schwindet und du dir einfach Ruhe wünschst und brauchst. Ich kann mir vorstellen, dass du als Medizinerin nicht zu lange raus aus dem Beruf sein darfst um noch praktizieren zu können. Kannst du nicht trotzdem für ein paar Monate pausieren? Würdest du das finanziell schaffen? Vielleicht sich irgendwo am Meer in den ganzen Sommerferien eine Ferienwohnung mieten wo die Kinder viel an der frischen Luft sein dürfen und was Neues erleben? Wenn sie dich entspannt erleben, werden sie selbst entspannter sein. Und du selbst könntest auch neue Kraft tanken für deinen Beruf und den Alltag.

Wobei hier der Ex sich vielleicht querstellen könnte aus Prinzip und dir die Reise nicht genehmigen. Dann wenigstens vor Ort sich eine gute Zeit machen. Aber ganz aus dem Beruf würde ich nicht aussteigen. Wäre viel zu schade um das aufwändige Studium und die gute Ausbildung

Alles Gute

14

Als Ärztin kannst du jahrelang aussteigen und danach problemlos wieder einsteigen. Die grosse Universitätskarriere wird es dann nicht mehr, aber die wird es auch nicht mit dem niedrigen Teilzeitpensum, was die TE jetzt fährt.

9

Hallo fühl dich erst mal gedrückt . Ich bin zwar keine Ärztin aber ich weiß wie unfassbar anstrengend der Klinikalltag ist . Gibt es ggf. die Möglichkeit das deine Familie dich unterstützt und die Kinder mal nachmittags nimmt oder am WE damit du selber mal zur Ruhe kommst ? Du hast ja jetzt alles eingeleitet um deinen Sohn zu helfen , villeicht gehts in denn kommenden Monaten Berg auf . Und wie du schon sagst jeder Monat bringt dich denn Facharzt näher , dann wird das Leben auch etwas einfacher . Bessere Stellen besseres Gehalt etc. Oder eine nette OA Stelle . Aber wenn du merkst das es überhaupt nicht geht , lass es sein . Deine Gesundheit ist wichtiger , und wenn du denkst das du der Belastung nicht stand halten kannst dann kündige , Elternzeit etc. Alles besser als Ggf krank werden.

Ich wünsche dir und deinen Kindern alles gute .

13

Kannst du dich evtl eine Weile krank schreiben lassen, du steuerst ja sonst schnurstracks auf einen Burnout zu. Dann kannst du dich erstmal in Ruhe um alle Baustellen kümmern, ohne gleich kündigen zu müssen. Alternativ würde ich kurzfristig die Teilzeit weiter reduzieren.

15

wenn Deine Tochter erst 2 Jahre ist, dann hast du bestimmt noch Kontingente von nicht beantragter Elternzeit. Die würde ich zuerst für beide Kinder nun voll ausschöpfen und nicht kündigen.
Sollte das nicht der Fall sein, dann kannst Du in jener Situation auch einen längeren Sonderurlaub beantragen. Wenn das zum Wohl Deiner beiden Kinder in einer Krisensituation ist, dann müssen sie das genehmigen.

Versuche den Arbeitsvertrag zu behalten. Er sichert Dich ab.

Und, du lässt Dich selbst auch krank schrieben. Das ist wichtig. Du gehst auf dem Zahnfleisch und bist über die Maßen belastet in Deiner Situation. das mach krank, depressiv. Du bist nicht belastbar und Dein Job als Ärztin ist eben auch kein leichter, sondern einer, wo man sich konzentrieren muss und keine Fehler machen darf.


Außerdem würde ich dir raten, Deine 2jährige Tochter abzustillen. Auch nachts. Das ist
wichtig für Dich und kostet Dir viel Kraft.
Das muss nicht mehr sein, dass Du ein so großes Kind noch so versorgst. Als Ärztin weißt Du selbst, dass die Tochter alt genug ist, um durchzuschlafen und normal zu essen und eben kein Säugling mehr ist.

Du bist eine gute Mutter. dein Sohn wird auch wieder normaler und wird diese Trennung verarbeiten. Du hast für ihn viel in die Wege geleitet und suchst nach Hilfen für ihn und bist dabei, das alles auf die Reihe zu bringen und zu organisieren.

Also, fang an positiver zu denken, es wird alles werden und nicht so schwer bleiben. Die Kinder entwickeln sich beide weiter und wachsen da besser rein.