Qualität der Bindung

Hallo!


Situation A:
Ein Kind wächst mit einer alleinerziehenden Mama auf, welche sich durchgehend um das Kind kümmert (Vater ist nicht präsent, Großeltern etc. sind zwar da und kümmern sich auch, dennoch bleibt das Kind nie für einen Abend allein bei ihnen)
Die Mutter hat keinen neuen Partner und bekommt keine weiteren Kinder, sie liebt ihr Kind bedingungslos und schenkt ihrem Kind sehr viel Aufmerksamkeit, Zuneigung und Geborgenheit.

Situation B:
Eine Mutter nimmt ihre 2 Kinder für 3-4 Tage (Wechselmodell) die Woche zu sich. Sie holt die Kinder um 18 Uhr von der Kita ab, isst mit ihnen zu Abend und bringt sie danach ins Bett. Die Kinder haben zudem von Anfang an im eigenen Zimmer geschlafen.
Die Mutter hat einen neuen Partner welche die Kinder als lästig empfindet und behauptet sie könne froh sein dass er sie mit Kinder überhaupt haben will. Anderen Leuten erzählt die Mutter, wie anstrengend die Kinder doch wären und wie sehr sie sich auf die kinderlose Woche freut (die gefüllt mit Partys und Reisen ist). Sie verreist oft, nimmt ihre Kinder aber selten mit.


Glaubt ihr, dass das Kind aus Situation A eine bessere Bindung zur Mutter aufbauen wird als das Kind aus Situation B?

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Ich glaube, eine Mischung wäre gut. Dein Beispiel A klingt für mich nicht sehr gesund, auch wenn deine positv suggestive Schreibweise hier das Bild erzeugen soll. Für mich klingt das nach ungesunder „Affenliebe“ und lässt dem Kind kaum Raum zum Selbstständig werden, ausserdem klingt es so, als ob das Kind hier als Partnerersatz dient.
Beispiel B hast du sehr negativ dargestellt, aber grundsätzlich finde ich ein Wechselmodell mit gutem Kontakt zu beiden Eltern gut. Ich finde es auch gut, wenn Mütter auch trotz Kind ein eigenes Leben haben und es ist auch keine Strafe, wenn Kinder im eigenen Bett schlafen. Auch dürfen Mütter mal Partys besuchen und alleine mit dem neuen Partner verreisen. Wie so oft, macht die Dosis das Gift. Dauernd abschieben ist natürlich auch nicht gut.

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Super Antwort! #pro

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Ich finde nicht, dass Situation A nach „Affenliebe“ und ungesund klingt. Seit wann ist es etwas schlechtes, keinen Partner haben und sich stattdessen um sein Kind kümmern zu wollen? Dass dem Kind damit Raum und die Fähigkeit selbstständig zu werden abgesprochen wird, halte ich für anmaßend. Wenn sich eine Mutter/Vater für so ein Leben entscheidet, ist das genauso zu respektieren, wie die Entscheidungen zu Model B. In beiden Fällen ist es möglich, dass die Kinder eine gute Bindung aufbauen, wenn man die gemeinsame Zeit qualitativ gut gestaltet.
Ich für meinen Teil halte jedoch nichts vom Wechselspiel und bin der Meinung, dass den Kindern damit zu viel zugemutet wird, sie brauchen eine sichere Basis, ein zu Hause. Vor allem dann je jünger die Kinder sind. Man sollte sich nur mal vorstellen, man selbst solle jede Woche mal hier und mal da schlafen, die persönlichen Dinge befinden sich an mehreren Orten. Das empfinde ich als sehr stressig, wie geht es dann einem 4 jährigen?

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Danke! Danke! Danke!

Unterschreibe ich zu 100%. Ich glaube, dass es im obigen Beispiel auch kein besser gibt oder geben kann. Es sind unterschiedliche Lebenskonzepte und beide können wunderbar funktionieren!

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Die Qualität einer Bindung hängt von so vielen unterschiedlichen Faktoren (Nähebedürfnis, Erstkontakt nach der Geburt, Charakter etc.) ab, das kann man kann nicht angemessen pauschalisieren. Es gibt genug Erwachsene, die ihre Alleinerziehende Mutter super fanden und lieber keinen Vater als einen schlechten Vater hatten. Anderen hat ohne Vater etwas gefehlt. Im Gegenzug gibt es genug Leute, die das Wechselmodell toll fanden und es gibt Menschen wie mich, ich habe es absolut verabscheut. Es gibt kein Modell, das auf alle Kinder und jede Familie passt. Ehrlich gesagt denke ich, dass das Modell ziemlich unwichtig für die Qualität der Bindung ist. Viel wichtiger ist, wie sich Eltern ihrem Kind gegenüber öffnen, welche Nähe sie zulassen und wie sie auf seine Bedürfnisse reagieren.

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Ich weiß nicht genau, was du mit Qualität der Bindung meinst. Zu einer gesunden und sicheren Bindung gehört es, dass man sich geliebt und angenommen fühlt und genug Sicherheit hat, um auch Konflikte auszuhalten und auch genug Distanz zulassen kann, um eigene Erfahrungen zu machen.

Ich kann weder in Situation A, noch in Situation B beurteilen, ob das der Fall ist. Du schreibst viel über die Quantität der Beziehung, also die Menge, aber wenig über die Qualität. Relevant fände ich dafür beispielsweise, wie Mutter und Kinder im Alltag miteinander umgehen, wie sie miteinander reden und wie mit Problemen umgegangen wird. Ohne diese Dinge zu wissen, sollte man nicht urteilen, finde ich.

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Bei deiner Darstellung der beiden verschiedenen Situationen ist ja schon offensichtlich, welche der beiden du als "besser" bestätigt haben möchtest. Das kann man aber so gar nicht voraussagen. Wie die anderen Antworten hier zeigen, spielen da noch ganz andere Dinge eine Rolle. Deine Sicht darauf scheint mir sehr einseitig.