Wenn der Vater sich nur um ein Kind kümmert...

Mein Ex und ich haben das Wechselmodell, Kinder sind 14 und 6.
Leider wollte er das zweite Kind nicht, ich eigentlich auch nicht aber ich schaffte es nicht die Abtreibung durchzuziehen.
Nach der Trennung wurde für das erste Kind sofort das Wechselmodell eingeführt, ist 5 Jahre her, für das jüngere Kind erstmal nicht da es zu klein war.
Aber er hat sich den Kleinen auch nicht jedes zweite Wochenende geholt, sondern gar nicht.
Auch jetzt, wo er 6 , fast 7 ist, darf immer nur der Große kommen, der aber mittlerweile selbst mit bestimmt wann er Beim Vater und wann bei mir ist.
Inzwischen ist er wesentlich mehr beim.Vater als bei mir, er ist in der Pubertät und möchte das, also ist es natürlich ok, ich bestehe sa nicht auf 50:50.
Der Kleine fragt natürlich mittlerweile warum der Vater ihn nicht holt und ich hab dann immer gesagt, weil dein Vater es nicht möchte.
Der Große hält sich zum Glück raus und sagt gar nichts, nur ist der Kleine natürlich oft sehr neidisch, weil der Große so eng mit dem Papa ist, etwas was ihm verweigert wird.
Ich mache mir Sorgen, dass es immer schwieriger wird und insbesondere Richtung Pubertät auch zu argen Konflikten mit mir kommen wird.
Was soll ich ihm sagen?
Bleibt doch nur die Wahrheit....dein Vater wollte kein weiteres Kind und dabei ist er auch geblieben und deshalb kümmert er sich nicht um dich.
Das ist zwar hart, aber wenn er noch etwas älter ist, werde ich das so sagen müssen.
Aber das ist ja auch echt schlimm und belastend für ihn, ich habe die Sorge, dass ihn das dauerhaft psychisch beeinträchtigt, so offensichtlich ignoriert zu werden.
Ich kann halt nur sagen, dass ich da bin und er leider mit der Ablehnung des Vaters leben muss.
Der würde hm das nämlich genauso sagen, dass er ihn nicht wollte und fertig.
Mein Ex hat zwei weitere Kinder vor unserer Beziehung mit seiner ersten Frau, um die er sich immer gekümmert hat, die sind mittlerweile erwachsen.
Für sein viertes Kind hat er einfach nicht mehr die Kraft und Energie gehabt, er hat schwere Depressionen, war oft in Kliniken, ist schon lange arbeitsunfähig und mittlerweile auch fast 60.
Er konnte aus seiner Sicht einfach nicht noch die Kraft aufbringen für ein viertes Kind.
Für mich war es ja erst das zweite....
Wahrscheinlich geht es nicht ohne seelischen Schaden fürs Kind in so einer Situation oder?

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Dann würde ich dem Kind aber nicht sagen " dein Papa wollte dich nicht, kümmert sich deshalb nicht" sondern würde sagen dein Papa ist krank ( Depression ist eine Krankheit), dein Papa hat leider nicht so viel Energie und Kraft Dinge mit dir zu unternehmen etc.
Das löst beim Kind bestimmt ganz andere Gefühle aus.

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Wobei das Kind ja auch nicht doof ist. Für den großen Bruder und die 2 Halbgeschwister reicht die Kraft, für ihn nicht… da wird er sich definitiv fragen, warum. Zumindest früher oder später.

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das ist trAUig aber wohl nicht zu ändern

vielleicht suchst du dem kleinen eine männliche bezugsperson die sich um ihn kümmert um etwas ausgleich zu schaffen

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Hallo.

Traurig, sowas zu lesen.
Ich wünsche dir viel Kraft, um deinen zweiten Sohn aufzufangen. Und finde den Vorschlag, ihm eine männliche Bezugsperson (guter Kumpel von dir) zu suchen, toll.

Mein Partner wurde - als erstes Kind von seinem Vater - komplett verleugnet. Der Vater hat nach der Trennung von der Mutter (in der Schwangerschaft) noch zwei Kinder bekommen mit seiner neuen Frau.
Meine Schwiegermutti hat meinen Partner sehr gut aufgefangen, ihm all ihre Liebe und Verständnis gegeben. Er ist ein wundervoller Mann und mittlerweile liebevoller Vater geworden.

Dein Sohn muss also nicht zwingend einen Schaden davon nehmen. Erst recht nicht, wenn er sich vollkommen von dir erwünscht und geliebt fühlt.

Alles Gute für euch!

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Ich finde das Hinhalten des Kleinen am Schlimmsten und würde Klartext mit ihm Sprechen. Ihn durch die Enttäuschung und den Frust begleiten und versuchen ihn aufzufangen.
Es gibt eigentlich keine Ausreden für das Verhalten des Vaters und jede Ausrede, um das Kind vermeintlich zu schützen, nimmt eigentlich den Vater in Schutz und weckt doch weiterhin den Wunsch nach Kontakt.
Zu Beginn war er noch zu klein für das Wechselmodell und ganz egal, wie sehr du gehofft hast, dass der Vater den Kontakt zu ihm möchte, es ist nie passiert.

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Ich würde mir stark überlegen, ob es wirklich sinnvoll und zielführend ist ihm jemals die komplette harte Wahrheit zu sagen.
Was macht das mit einem Menschen? Was macht das mit seiner Seele, seiner Psyche? Jetzt und in der Zukunft. Wie ist es sich ungewollt und ungeliebt zu fühlen und das auch noch direkt gesagt und bestätigt zu bekommen? Meiner Meinung nach bringt das mehr Schaden als Nutzen.

Erkläre ihm einfach, dass sein Vater nun schon wesentlich älter ist, als damals als die Geschwister sein Alter hatten. Zusätzlich ist er noch krank. Ältere Menschen haben wenig Kraft und kranke Menschen sind schnell erschöpft. Darum fühlt er sich so einem lebendigen und noch relativ jungem Kind einfach nicht mehr gewachsen.

Ob und wie du mit deinem Ex nochmal ein Gespräch über euren Sohn führst musst du entscheiden. Trotzdem würde ich ihn wohl bitten öfter mal über seinen Schatten zu springen und mit dem Kleinen Zeit zu verbringen oder etwas zu unternehmen.

Alles Gute

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Um die Wahrheit kommt man nicht herum.

Natürlich kann sie ihm jetzt die Geschichte vom alten, kranken, nicht belastbaren Mann erzählen, aber das Kind bleibt nicht ewig klein und dann? Einem pupertierendem doch die Wahrheit sagen, was sein Weltbild genauso erschüttert + das man viel schlechter an ihn herankommt und mit Pech auch noch sein Vertrauen verspielen? Dann ist der Ofen völlig aus und zwar beiden Elternteilen gegenüber.

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Hallo,

Aber die Wahrheit ist ja auch, dass die Mutter das Kind nicht wollte und nur aus dem egoistischen Grund bekommen hat, weil für sie eine Abtreibung nicht im Frage kam. Egoistisch deshalb, weil die Gründe bei ihr liegen und sie nicht damit zurechtzukommen wäre und nicht, weil neues Leben auf dem Weg war.

Diese Wahrheit würde man einem Kind doch nicht sagen.

Viele Grüße
lilavogel

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Hey!

Das ist eine Frage, die ich mit einem Kinderpsychologen besprechen würde.


Liebe Grüße
Schoko

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„Für sein viertes Kind hat er einfach nicht mehr die Kraft und Energie gehabt, er hat schwere Depressionen, war oft in Kliniken, ist schon lange arbeitsunfähig und mittlerweile auch fast 60.
Er konnte aus seiner Sicht einfach nicht noch die Kraft aufbringen für ein viertes Kind.“

Hallo

Ich würde es genau damit erklären: „Der Vater ist nicht belastbar, das hat nichts mit dir als Mensch/Person zu tun, sondern er ist schwer krank und denkt nicht wie du und ich (er kann es nicht). Ich liebe dich, mein Schatz, und wir haben jetzt eine schöne Zeit zusammen, wir zwei gemeinsam.“
Wenn dein Junge älter wird, kannst du ihm sagen, dass der Alte krank im Kopf ist (ja, da würde ich meine Emotionen ab und zu mal zeigen), aber umgekehrt er sich als Sohn niemals um den Alten/Kranken kümmern müsse. Vielleicht kannst du auch rechtlich (Notar?) später dafür sorgen, dass das 4. Kind keinerlei Verantwortung für den Typ tragen muss. Ich weiss leider nicht, ob das geht, aber ein klarer Cut wäre gesünder, meinem Empfinden nach.

Alles Gute euch.

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Neun, ich werde sicher nicht abwertend über den Vater reden, der Begriff krank im Kopf ist einfach nur beleidigend.
Mein Ex ist krank, schwer krank, das hat er sich nicht ausgesucht und er hat es auch nicht leicht.
Wenn er jetzt eine andere Erkrankung hätte würde man ja auch nicht so dispektierlich darüber reden.
Eine Depression ist nicht," krank im Kopf"
Mein Ex und ich waren 15 Jahre verheiratet, diese Krankheit ist tückisch und er hat immer getan was er konnte, wenn er denn Phasen hatte, wo es ging.

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"Bleibt doch nur die Wahrheit....dein Vater wollte kein weiteres Kind und dabei ist er auch geblieben und deshalb kümmert er sich nicht um dich.
Das ist zwar hart, aber wenn er noch etwas älter ist, werde ich das so sagen müssen."

"Für sein viertes Kind hat er einfach nicht mehr die Kraft und Energie gehabt, er hat schwere Depressionen, war oft in Kliniken, ist schon lange arbeitsunfähig und mittlerweile auch fast 60."

Ist deinem Ex klar, dass er mit der extremen Ablehnung sehr wahrscheinlich den nächsten depressiven Menschen heranwachsen lässt?
Ist es wirklich nicht möglich, nochmal an den Verstand dieses Mannes zu appellieren?
Die Eltern-Kind Bindung ist so existenziell wichtig... unfassbar grausam, was der Vater seinem Kind da antut.

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Nein, er kann wirklich nicht mehr, mein 14jähriger ist auch viel bei ihm weil er sich auch mittlerweile mehr um ihn kümmert als umgekehrt.
Er wohnt seit 2 Jahren bei seinem erwachsenen Sohn mit im Haus.
Das ist alles einfach richtig blöd und ich frage mich wie ich damit umgehen soll.

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Nunja, wenn es so weitergeht und dein jüngerer Sohn weiterhin die Erfahrung machen muss, dass er komplett abgelehnt wird während der Bruder nicht abgelehnt wird, im Gegenteil sogar, sind psychische Probleme vorprogrammiert. Ich an deiner Stelle würde das Ganze jetzt bereits psychologisch begleiten lassen...
Dein Exmann verhält sich unglaublich grausam. Mehr kann man dazu nicht sagen.

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Wie darf ich mir das vorstellen?
Hat der 6jährige überhaupt keinen Kontakt zum Vater? Kennen sich die beiden überhaupt?
Zeit mit dem Vater muss ja nicht zwingend alleine mit dem Vater sein.
Ich lese, der Vater wohnt bei einem seiner Söhne, also dem Halbbruder deines Sohnes. Er wäre also nicht alleine mit dem Jungen. Es muss ja nicht ein ganzes We sein, aber ein paar Stunden vielleicht.
Oder sie sehen sich bei dir?

Ist dem Vater bewusst was er seinem Jüngsten damit antut?
Mich und viele andere hier berührt deine Geschichte. Deshalb ist es für mich unverständlich wie der Vater so kalt sein kann.
Ich verstehe, wenn er ihn krankheitsbedingt nicht alleine betreuen kann, aber es gibt Optionen wie es funktionieren kann.