Unterhalt Österreich Ex selbstständig

Liebe Mamis,

der Vater meines Sohnes ist selbstständig, hat zwei Firmen, fotografiert in großen, aber regelmäßigen Abständen für ein Magazin und vermietet vier Eigentumswohnungen. Als das Jugendamt anhand seiner letzten 3 Jahresabschlüsse die Alimente berechnet hat, kamen €270 raus, was €50 unter dem Regelbedarfssatz liegt. Die Dame vom Jugendamt hat ihm zwar ins Gewissen geredet, er möge doch bitte zumindest den Regelbedarfssatz bezahlen, dies hat mein Ex jedoch strikt abgelehnt. Ich bin enttäuscht, war es doch auch von seiner Seite her ein Wunschkind.

Ich hab dann recherchiert, mit meinem Anwalt gesprochen und erfahren, dass man - wenn man sich nicht einig wird - wegen der Selbstständigkeit einen gerichtlichen Gutachter beauftragen kann, der die Bemessungsgrundlage ermittelt. Ich glaub meinem Ex nämlich nicht, dass er so wenig verdient, dass er nur auf €270 kommt. Er lebt nicht schlecht, macht regelmäßig in der Toskana Urlaub, fliegt in einer Woche zum Skifahren nach Skandinavien, fährt ein neues Auto. Ich vermute, dass die letzten drei Jahresabschlüsse einfach quasi getuned wurden, sodass möglichst wenig Steuern zu bezahlen sind. Steuerberater sind ja auch irgendwie dazu da, oder?

Jedenfalls hab ich das beim JA angesprochen, dass ich gerne gerichtlich einen objektiven und neutralen Sachverständigen anfordern würde, weil ich meinem Ex nicht vertraue und seinem Steuerberater auch nicht, vielmehr habe ich den Verdacht, dass da einiges schwarz gemacht wird. Die vom JA reagierte darauf total genervt. Zuerst meinte sie, dass das überhaupt nicht möglich sei. Als ich hartnäckig blieb, sagte sie, wenn ich das machen möchte, muss ich es alleine mit meinem Anwalt machen - denn sie kennt keinen Richter, der wirklich einen solchen Gutachter anfordert, weil es mit hohen Kosten (für den Unterhaltsschuldner) verbunden ist.

Nun meine Frage, hat jemand Erfahrung damit? Hat das vielleicht sogar jemand gemacht? Machen die Richter das wirklich nicht und ist es einfach „totes Recht“? Oder wollte die vom Jugendamt einfach ihre Ruhe und wäre es problemlos möglich, so eine Prüfung durch einen unabhängigen Sachverständigen einzuleiten?

Danke und LG

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Ein Gutachten kann man beantragen, das wird auch regelmäßig gemacht. Ein Gutachten kostet EUR 3.000,00 aufwärts und du musst die Kosten mit dem Vater teilen. Du kannst Verfahrenshilfe für dein Kind beantragen, dann übernimmt der Staat die Kosten. Schwarzgeld wirst du damit aber auch schwer finden.

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Vielen lieben Dank für deine Antwort.
Denkst du, dass es Sinn macht? Dass Geld gefunden wird, das nicht in den Jahresabschlüssen aufscheint bzw. fälschlicherweise so aufscheint, dass es nicht in der Bemessungsgrundlage drinnen ist? Ich kenn mich da ja leider viel zu wenig aus, hätte der Steuerberater da überhaupt Möglichkeiten und würde diese nutzen?

LG

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Prinzipiell ist das Unterhaltsrecht strenger, was vom Gewinn abgezogen werden darf, als das Steuerrecht. Daneben gibt es noch andere Möglichkeiten die Unterhaltsbemessungsgrundlage zur berechnen. Das würde aber hier den Rahmen sprengen. Geh am besten zu einem Anwalt, das kostet nicht die Welt und der kann dir dann genau die Möglichkeiten erklären. Das Jugendamt geht oft den Weg des geringsten Widerstands.

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Es gibt in Österreich keinen mindest Regelsatz ich finde du hättest es viel schlechter treffen können. Er wird so rund 1800-1900€ verdienen im Monat. Bei 16% vom Gehalt kommt nicht mehr raus. Nur weil er ein neues Auto fährt muss es nicht ihm gehören. Wir sind im Freundeskreis die einzigen die ihren Neuwagen in Bar bezahlt hatten. Im anderen Beitrag schriebst du das er beruflich fliegt. Mein Mann macht das auch und sammelt mit der Miles and more app Milen und löst die Regelmäßig für unsere Urlaubsflüge ein.
Ich kenne Frauen die bekommen vom Jugendamt nur 75€ weil die Typen nix arbeiten und nix zu holen ist. Mein Bruder im übrigen vollzeit Fliesenleger zahlt für meinen 10 Jährigen Neffen keine 300€ und zahlt damit deutlich mehr als die anderen beiden Väter von den anderen Kindern 🙈
Selbst wenn er mehr verdient, er muss seine Krankenkasse einzahlen seine Pensionsvorsorge, das Auto wird über die Firma geleast sein usw..

Bearbeitet von Catgirl28
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Danke dir für deine Einschätzung :-) ich weiß, dass ich es hätte schlechter treffen können und auch, dass es Frauen gibt, die gar keine Alimente bekommen. Trotzdem sollte jeder für sein Kind nach seiner individuellen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit aufkommen und ein Vergleich, was andere Männer so zahlen, ist nicht zielführend, denn die Einkommenssituationen sind ja verschieden. Wenn er tatsächlich nicht mehr zur Verfügung hat, so wird auch ein neutraler gerichtlich bestellter Sachverständiger nicht mehr finden - also Unrecht wird ihm ja so oder so nicht getan, es wird ihm nichts genommen, was er gesetzlich nicht bezahlen muss. Nur ich hätte Gewissheit und nicht subtil (auch wenn möglicherweise sogar ungerechtfertigt, das bestreite ich gar nicht) ständig den Verdacht, dass da was nicht mit rechten Dingen zugeht.

Ach und noch was: er fliegt nicht beruflich und ich hab das meines Wissens nach auch nicht geschrieben. Er macht drei Wochen Urlaub irgendwo in Skandinavien und fährt dort Ski bzw geht Skitouren. Im Sommer ist er regelmäßig zwei Wochen Toskana - auch nicht beruflich sondern privat. Geht mich ja auch nix an und ist mir auch egal, aber es erhärtet einfach meinen Verdacht, dass er keine arme Kirchenmaus ist (so tut er vor mir).

LG

Bearbeitet von Katzi
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Denkst du das er a Freude hat wenn er 1500€ zahlen muss fürs Gutachten? Also einen kompletten Monats Lohn fast?
Du wirst die nächste Streitrunde eröffnen. Ich würde das auch lassen und zum Gutachten kommen Gerichts und Anwaltskosten hinzu. Und dann bekommst vll 50€ mehr im Monat.

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Was ich nicht verstehe: Der zu zahlende Prozentsatz bezieht sich aufs Jahresgehalt durch 12, also inklusive Urlaubs/Weihnachtsgeld. Da können doch nicht nur 270.- rauskommen? Und die Mieteinnahmen werden nicht dazugezählt?

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Anscheinend kommen laut Berechnung des JA, die auf den Jahresabschlüssen seines Steuerberaters basieren, nur €270 raus. Wie das mit den Mieteinnahmen ist, weiß ich nicht genau, aber die müssten im Jahresabschluss drinnen sein - keine Ahnung, wieso dann trotzdem nicht mehr raus kommt.

Zum Glück bezahlt er jetzt freiwillig den Regelbedarfssatz iHv €320, sodass ich das mit dem Sachverständigen nicht beantragen werde.

LG