Anscheinend haben Kinder eine falsche Wahrnehmung

Guten Morgen Ihr Lieben,

ich muss mich mal ausheulen. Im Prinzip sollte ich echt darüber stehen, aber es hat mich gestern sehr traurig gemacht und ich habe mich gefragt, ob Kinder wohl eine falsche Wahrnehmung haben bzw. zur Verherrlichung neigen, gegenüber Menschen, von denen sie kaum, bzw. keine Aufmerksamkeit und auch sonst nichts, bekommen.

Zur Geschichte: Mein Ex-Mann und ich sind seit 6 Jahren getrennt. Er nimmt die Kinder nur so wie es ihm in den Kram passt. Oft werden die Besuchswochenenden verschoben, getauscht oder erst gar nicht angetreten. Es kommt auch vor, dass er sie 4 Wochen gar nicht sieht. In dieser Zeit meldet er sich auch noch nicht mal telefonisch bei Ihnen.

Wenn die Kinder (13+9 J) dann mal bei ihm sind, macht er mit ihnen nichts. Also wirklich gar nichts. Er hat mit ihnen in all den Jahren noch nie einen Ausflug gemacht, war noch nie im Urlaub, kein Spazierengehen, Fahrrad fahren, Kino oder was auch immer. Sie sitzen das WE quasi nur in der Wohnung und und müssen sich alleine beschäftigen. Geschenke, bspw. Geburtstag, Weihnachten, gibt es entweder Wochen später oder lieblos mal 20€ in die Hand gedrückt. Auch sonst kümmert er sich um nichts, was die Kinder betrifft. Keine Arzttermine, keine Schulgespräche oder was auch immer so anfällt.

Gestern las mir meine Tochter (9J) nun die Karte zum Vatertag für ihren Papa vor.... Er sei der allerbeste Papa der Welt, den man sich nur wünschen könnte und sie bedankte sich, dass er immer für sie da sei und alles für sie tut etc. pp....

Mir hat es echt die Sprache verschlagen und ich war schon sehr traurig, dass sie so eine verzerrte Wahrnehmung hat. Er ist nieeeee für sie da und kümmert sich um nichts und tut auch nichts für sie. Wenn ich ich ihm nicht sage, an den und den WE sind die Kids bei DIr, käme er nieeee auf die Idee, sie einzufordern. Ich habe das Spiel mal 2 Monate gemacht, um zu schauen, ob Interesse von ihm kommt. Aber es kam wie erwartet Nichts.

Ich wollte mir das nur mal von der Seele schreiben, da ich mir auch wünschen würde, dass es anders wäre und er wirkliches Interesse an den Kindern hätte und nicht nur seine Pflichtwochenenden wahrnimmt.

VGe

1

dazu gibt es eine psychologische Untersuchund, Kinder wollen geliebt werden, dein Kind kämpft um seine Liebe, nimm es nicht so ernst, was sie da schreibt

2

Hallo, normalerweise schreibe ich in diesem Forum nicht mehr. Aber ich wollte Dir hier eine virtuelle Umarmung dalassen.

Beim Lesen dachte ich mir, ja kennst. Mein Sohn ist 7 Jahre alt und hier genau das Gleiche mit meinem Ex-Mann.

Ich wollte Dir nur schreiben, Du bist nicht alleine. Aber es tut weh, verstehe Dich total.

LG

3

Hallo :)
Mein Papa hat sich auch nie wirklich um uns gekümmert- jetzt nicht so extrem wie bei dir, aber als Erwachsene kann ich definitiv sagen: erzogen hat und nur die Mama. Und die hat auch immer alles für uns gemacht.
Trotzdem hatte und habe ich meinen Papa sehr lieb. Er hat auch immer so eine Karte von mir bekommen. Außerdem schreiben die anderen Kinder ja auch sowas. Wie blöd kommt man sich da vor, nicht das selbe Schreiben zu können…!
Ich glaube du musst dir da keine Sorgen machen 😊 ich wusste immer, auch damals, dass die Mama sich am besten gekümmert hat 😉 die Kinder sind ja schon älter. Bei dir wird es auch so sein.
Fühl dich umarmt und sei nicht so traurig! ☀️

6

...Außerdem schreiben die anderen Kinder ja auch sowas. Wie blöd kommt man sich da vor, nicht das selbe Schreiben zu können…!...

sehe ich aus so. Meist bastelt man so ne Karte ja im Kunstunterricht oder Sachunterricht, etc. Welches Kind - egal wie alt - gibt sich denn die Blöße und schreibt rein "Papa Du bist so scheiße!!!".
Vermutlich stand der Text so zum Abschreiben an der Tafel.
Liebe TE - Dein Kind hat dich mit Sicherheit absolut lieb und kann da sehr gut unterscheiden.

Bearbeitet von jewala1973.
10

Vermutlich hat die Lehrerin irgendwelche Sätze an die Tafel geschrieben, von denen die Kinder welche aussuchen konnten. Vielleicht ist der Text auch eher als Wunsch zu lesen statt als Beschreibung eines Ist-Zustands.

4

... ging mir gerade gestern auch so.

Der Umgang mit der Mutter klappt so naja. Wochenlang kein Umgang aber seit vier Wochen bringt sie sich wieder mehr ein, die WE-Umgänge finden statt und unsere 10 jährige Tochter ist ab Freitag für 5 Tage bei ihrer Mutter ...
... und freut sich riesig.

Aber ich bin mir sicher, dass du es wie ich handgehabt hast und das Kind nicht hast merken lassen, dass dich gerade ein Stich in Herzen getroffen hast. Das bringt uns nämlich echt Karma-Punkte.#winke

5

Das ist der klassische Loyalitätskonflikt. Er ist doch ihr Papa, also muss sie ihn lieb haben. Es kann sein, dass bei der 13 jährigen demnächst eine bewusste Wahrnehmung zu dieser Situation einstellt. Sie kommt in das Alter alles zu hinterfragen. Die kleine ist erst 9 und in dem Alter denkt man, dass man so was tun muss, um geliebt zu werden.

Es wird der Tag kommen, dass die Kinder es bewusst äußern können, dass die Mama immer da war und der Papa nicht. Am Ende des Tages werden sie ihm aber immer lieben. Dieses Grundbedürfniss und Gefühl ist immer da. Kinder können sich auch als Erwachsene nur in seltenen Fällen von den Eltern los sagen, die eben keine Eltern waren und ihnen nicht gut tun.

7

Ich meine auch, Kinder müssen quasi so empfinden, als Selbstschutz.

Ein Kind aus meiner Bekanntschaft, ähnliche bzw schlimmere Verhältnisse, hat ihrer Freundin erzählt, dass der Papa sie gerne sehen würde, die Mama es aber verbietet.

Da ich mit der Mutter befreundet bin, weiß ich, dass das absolut nicht stimmt. Aber ist halt Selbstschutz. Ein Kind muss sich geliebt fühlen, alles andere wäre viel zu belastend.

Darum, auch wenn es Dir irgendwo weh tut, sieh es als das, was es ist. Und vielleicht geht dem Vater ja auch mal ein Licht auf, wenn er solche Karten bekommt.

8

Ich würde sagen,sie kennen den Vater nicht anders.
Also vermissen die auch nichts an ihm.

Klar ärgert es Dich und das ist verständlich.

Aber irgendwann werden sie es merken.

9

Nun ja mit 9J hat sie die Karte bestimmt in der Schule gebastelt. Den Text gabs vermutlich als Vorschlag dazu.
Keine Lehrerin wird als Alternativtext was wie „Alles Gute zum Vatertag - aber echt du hast als Papa bisher eher versagt.. ich hätte gerne dass du dich mehr um mich kümmerst“ vorschlagen 😅🤦‍♀️

Und sie kennt ihren Papa ja nicht anders. 9 J ist noch zu klein um wirklich zu verstehen und die Situation zu reflektieren.
Vor allem ein Wochenende wo man tun darf was man will - finde ich aus Sicht einer 9 Jährigen eigentlich recht gut 😂🤦‍♀️

11

Bestenfalls fühlt das Kind es auch so....
Für das Kind ist es doch wesentlich besser zu fühlen, dass es einen tollen Papa hat, als sich verlassen zu fühlen. Für die Entwicklung wäre es wunderbar, wenn das Kind den Papa wirklcih so wahrnimmt. Weil es ihn nicht anders kennt, weil es ihn mag, wenn sie zusammen sind, weil es an ihn keine Erwartungen hat und daher nichts enttäuscht wird...
Die Reflexion kommt vermutlilch in der Pubertät, spätestens wenn eigene Kinder da sind, wird die Reflexion sehr gnadenlos kommen....

Vielleicht ist es aber auch jetzt schon einfach eine Art selbstschutz, ein wunschgedanke, der aufgeschrieben wird, der Versuch die Liebe des Vaters zu gewinnen...oder oder oder....