Streit mit Papa - Sohn will dann zu mir

Hallo. Ich brauche kurz euren Rat bzw.einfach mal ehrliche Meinungen.
Seit 1 1/2 Jahren getrennt, 2 Kinder, 10 und 7.
Kinder sind jedes zweite Wochenende bei Papa.
Wir haben oft die Situation, dass sohn Freitags beim abholen sagt, er möchte nicht zu Papa. Das ist eher Trotz, weil Papa ihm entweder Medien verbietet mitzunehmen oder Verabredungen verbietet, wenn Sohn irgendwas nicht gemacht hat. Vom Ex kommt dann meistens: ja dann bleibste halt hier, Mama kann dich ja fahren" oder sohn ruft mich am Wochenende an, dass er zu mir möchte, weil Papa ihn zu Hause gelassen hat (auch Weihnachten) Gründe hierfür: sohn wollte mit Jogginghose raus, sohn wollte bestimmte Socken nicht anziehen usw. Eigentlich sind es Machtkämpfe und unser Sohn hat halt Special effects.. Mein ex ist rigoros und fährt einfach, wenn Sohn nicht hört.

Mein ex macht mir dann Vorwürfe, dass ich meinen Sohn "aufnehme". Was soll ich sonst tun? Ich springe auch nicht jedes mal und rede zuerst mit meinem Sohn. Aber wenn ich eh zu Hause bin und es mir leid tut, dass er nun da allein sitzt und er mich anruft und sagt, er möchte zu mir. Soll ich dann ablehnen?
Der Charakter meines Exmannes und seine Erziehungsmethoden waren mein Trennungsgrund und mein Sohn soll auch wissen, dass man Dinge anders löst als mit bestrafen, belohnen, einfach stehen oder alleine lassen usw.
Andererseits soll mein Sohn natürlich regeln befolgen und lernen, dass es bei Papa anders ist.

Was sagt ihr?

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Bekannte von mir haben gemeinsam ihren Kindern folgende Regel mitgeteilt.
Wenn sie Streit mit einem Elternteil haben, wechseln sie erst zum anderen Elternteil, wenn der Streitpunkt geklärt wurde.
Damit wollten sie genau solche Situationen wie du sie beschreibst umgehen. ( also die Situationen, dass sich die Kinder zum anderen Elternteil flüchten, weil ihnen etwas nicht passt)

Vielleicht hilft es wenn du dich mit deinem Ex zusammensetzt und schaust welche Regelungen für diese Fälle euch passend erscheinen und teilt sie den Kindern gemeinsam mit.

Liebe Grüße

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Wow, was für eine reife Regelung.

Vorbildlich auch für die Kinder in Sachen Konfliktkompetenz.

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Fand ich auch.

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> und rede zuerst mit meinem Sohn...

Teilweise geht von den Methoden des Vaters einiges zu weit. Weihnachten allein zu sitzen zB geht in meiner Vorstellung nicht. Insoweit magst du in der Sache vermutlich oft richtig liegen und mangels Detailkenntnissen schreibe ich nichts dazu, wie der Vater im Einzelfall handelt. Dennoch hier meine Gedanken zu deinem Verhalten aus Sicht eines Co-parenting-Vaters.

Bisher scheint euer Sohn ja noch nicht gelernt haben, bei Notwendigkeit halt mal einzulenken. Auch wenn der Vater jetzt Kleinigkeiten als Anlass nimmt, als Erwachsener wird euer Sohn im Job manchmal 'Kreide fressen' müssen. Der Vater bringt ihm da durchaus etwas für die (jedenfalls männliche) Lebensrealität essentiell Wichtiges bei. Sicher würde der Vater sich auch wünschen, nicht die wertvolle kurze Zeit mit Kind ausgerechnet im Konflikt zu verbringen. Wobei Konflikte zur Abgrenzung aber in der (Pre-)Pubertät auch nicht unüblich und für das Kind wichtig ist. Bitte schaue dir dazu zumindest ein paar populärwissenschaftliche Dinge an, denn gerade Jungs brauchen da auch einen anderen Umgang mit den Eltern. Der mit 14-tägig seltene Kontakt zum Vatermacht das nicht unkomplizierter. (Ist eine männliche Bezugsperson als 'Reibefläche' in deinem Haushalt?)


Du tunnelst den Vater hier aus meiner Sicht.

Das bringt mich zum Zitat: warum spricht du mit dem Sohn? In der Umgangszeit ist der Vater zuständig. Du fällst dem Vater da in den Rücken.

Erstens, nimmst du deinem Sohn die Möglichkt, etwas wichtiges zu lernen. Übrig bleibt dann statt Lektion fürs Leben plus Frust nur der Frust und zusätzlich die Erfahrung, dass Mutti es schon richtet, er es also nicht einmal allein probieren oder durchstehen darf. Ausserdem steht die Lektion weiter aus, du sorgst also nur für den nächsten Vorfall.
Zweitens, umgekehrt wäre es dir sicher auch nicht recht, wenn der Vater zB die von dir abgelehnte Erlaubnis für [Kletterpark, Paintball, Zeltlager, xyz] einfach unterschreibt. Du bist insoweit gegenüber deinem Ex respektlos. Auf der Paarebene oft verständlich, als Teil des Eltern-Teams und Vorbild eher suboptimal.


Nochmal: Persönlich fände ich es auch schöner, meine Kinder nicht bei Bedarf und passendem Kontxt auf harte Situationen im Leben vorzubereiten. Aber das Leben bringt unseren Kindern sicher irgendwann harte Zeiten. Dann sollen sie besser im Kontext elterlicher Umsicht und Schutzes lernen als beim Bund (Re-Akivierung der Wehrpflicht), im Beruf, der Patnerschaft / Ehe oder einst selbst als Eltern.

Insofern: entweder du hältst dich ganz raus oder sprichst mindestens vor einer Einmischung mit dem Vater. Ggf überlegt ihr auch, wie du diese Art Lektion übernimmst. Geme ein gemeinsamer Kurs in Erziehungsfragen. Das wäre das Optimum, welches ihr aber ja schon in der Beziehung nicht erreichen konntet.

Vielleicht räsoniert von meinem Geschriebenen ja der ein oder andere Gedanke.



Nachtrag: Jogginghose ist beliebtes Thema bei Jungs in dem Alter. Aber Weihnachten wären meine Kinder da sicher nicht im Ansatz auf die Idee gekommen. Ob nun 'nur' Einkauf oder sogar für den Kirchgang. Das hätte in vielen Elternhäusern zu Streit geführt. Mit vernünftiger Hose mitkommen oder ohne Spielekonsole daheim bleiben sind doch vernünftige Alternativen (bei kurzer Abwesenheit der Erwachsenen). Als angehender Man hätte euer Sohn das dann die Wahl zwischen Anpassung und einer (unbeliebten aber nicht zu harschen) Konsequenz gehabt.

Bearbeitet von Olivander
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Ich finde deine Antwort gut und viele Ansätze richtig.
Nur leider finden mein Ex und ich keine Lösung. Er macht mir nur Vorwürfe oder wird beleidigend und er lehnt Gespräche zu dritt mit einer Erziehungsberatung ab.

Also was tun? Dem Sohn sagen, er darf nicht zu mir? Bei kurzen Abwesenheiten ok. Aber länger? Oder an Weihnachten?

Ich bin wirklich überfragt.

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> Ich bin wirklich überfragt

Wäre ich nicht mit Absprachen mit einem/r unwilligen und unkooperativen Co-Elternteil völlig überfragt, wäre auch im Leben meiner Kinder einiges reibungsloser gelaufen.

Bedaure. Da bin ich also nicht klüger als du, kann dir aber eine denkbare Vater-Perspektive spiegeln.

Es geht um den 10-jahrigen, oder?


Könntest du mit deinen Jungs sprechen, dass es halt in den Haushalten unterschiedliche Regeln gibt. Ist ja nichts neues, in kita, Schule, Sportverein gibt es ja auch überall leicht andere Regeln. Und dass du am Papa-Wochenende dich gar nicht so einmischen kannst und magst, weil es ja deren Zeit mit Papa ist. Sag unbedingt dazu, dass du für Notfälle jetzt oder künftig immer da bist, aber Bockigkeit beim Dresscode und Internet-Abstinenz sind kein Notfall.

Gegenüber dem Vater ankündigen, dass du dich künftig eher raushältst, damit er sich nicht darauf verlässt, dass du sein Notnagel bei überzogenen Erziehungsmaßnahmen bist.

Erste Anspechperson der Kinder ist halt jeweils das Elternteil, bei dem sie gerade sind. Aber so sollte es ja sogar in beehenden Beziehungen sein, dass Kinder die Elten nicht durch das Einholen von 'Zweitmeinungen' gegeneinander ausspielen. Nach der Trennung ist dieser Punkt einfacher geworden: Wer Umgang hat führt.



PS: danke für deine Rückmeldung. Hoffe, es war hilfreich beim Einnehmen der anderen Perspektive.

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"Was soll ich sonst tun? Ich springe auch nicht jedes mal und rede zuerst mit meinem Sohn. Aber wenn ich eh zu Hause bin und es mir leid tut, dass er nun da allein sitzt und er mich anruft und sagt, er möchte zu mir. Soll ich dann ablehnen?"

Was sagt dein Bauchgefühl?
Wenn es nicht dein Kind wäre, sondern das deiner Freundin, was würdest du raten?
Stell dir vor, dein Sohn wird selbst einmal Vater. Welche Kindheitsmuster brechen auf, welche Rollenvorbilder hatte er, wie wünscht du dir,soll er mit seinen Kindern/ deinen Enkeln umgehen.

Zur Erziehungs- oder Familienberatung kannst du auch allein gehen. Vielleicht kannst du dir dort in Gesprächen noch ein klareres Bild schaffen, dass dich für die Situation stärker und klarer macht.

Davon abgesehen, ja auch ich würde das Kind aufnehmen,wenn es zur Strafe allein gelassen wird. Es muss nicht die Erziehungsunfähigkeit eines Erwachsenen ausbaden. Jogginghose und falsche Socken sind nichts wofür man ein Kind bestrafen oder erniedrigen müsste, schon gar nicht in einem Alter, in dem es beginnt sich abzunabeln. Zoff wegen wirklich unangemessenem Verhalten (z.B. stehlen, den Vater beleidigen etc ) würde ich anders einordnen, dort klar und deutlich reagieren, allerdings ist allein lassen dann auch nicht zielführend. Und selbst dann kann es sinnvoll sein, das das Kind bei dir ist und die Lage erst einmal deeskaliert wird, bevor eine sachliche Aussprache der Streitparteien möglich ist.

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Meiner Meinung nach hätte das von vorneherein unterbunden werden müssen.

Ja, ich finde es persönlich auch nicht okay, wie dein Ex das handhabt, aber nein, ich finde nicht, dass du dein Kind dann einfach holen kommen kannst.
Die Wochenenden beim Vater sind absolut nicht dein Tanzbereich.

Wenn du Kindeswohlgefährdung siehst, dann musst du dich darum kümmern, aber sonst nicht.

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Papawochenende = Papas Regeln. Es klingt jetzt nicht danach, als würde er deinen Sohn schaden. Er setzt halt Konsequenzen durch. Er mag strenger sein als du, aber damit musst du leben genauso wie er damit leben muss, dass du weicher bist. Er könnte dir ja auch vorwerfen, dass du den Sohn nicht erziehen würdest. Macht er scheinbar nicht.

Also halte dich raus aus den Papawochenenden. So gießt du Öl ins Feuer und der Sohn merkt, dass er nicht auf Papa hören muss.

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Doch macht er. Ich wäre zu lasch, ich hätte kein Konzept usw.
Könnten wir vernünftig darüber reden, wären wir jetzt nicht getrennt..

Ein 10jähriger kann alleine bleiben. Mein Sohn auch. Mich nervt nur dieses unreife Verhalten meines Ex.
Ich werde aber versuchen, mich rauszuhalten.

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Ja das geht in die Richtung dann natürlich auch nicht. Das ist echt scheiße, aber du musst dich beim Vater trotzdem raus halten so schwer es ist. Vielleicht wird es dann ja wirklich besser, wenn euer Sohn merkt, dass er auf Papa hören muss. Vielleicht eskaliert es irgendwann nicht mehr so oft. Und wenn dein Sohn dann erzählt wie doof es bei Papa war, zuhören und da sein. Ich glaube ab 14 Jahren dürfen Kinder dann selbst entscheiden, ob sie Umgang haben wollen oder nicht. Dann muss dein Ex ggf. einfach damit Leben, wenn euer Sohn nicht mehr hingeht.

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Ich bin da voll bei deinem Ex. Er droht eben die Konsequenzen nicht nur an, er zieht sie auch durch. Eine wertvolle Lektion für euren (!) Sohn. Am Papa-Wochenende hast du nicht den Sohn abzuholen oder rein zu funken. Und sorry, wenn du den Vater als "Arsch" betitelst, kann ich verstehen dass er keine Lust hat mit dir an irgendwelchen Kursen teilzunehmen.

Er hat seine Zeit, du deine. Halt dich an deine und lass die anderen in Ruhe während seiner Zeit.

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Hallo Anna,

Vielleicht ist hier noch etwas für dich dabei. Es geht um die Sichtweise der Freundin des Vaters und dass es sehr belastet und auch Konflikte verschärft, wenn sich die Mutter einmischt:

https://www.urbia.de/forum/78-patchworkfamlien/5865832-schwierigkeiten-mit-km?pp=43133092#p-43138437

Passt also nicht 100%ig, aber manchmal ist ein Perspektivwechsel das, was man braucht.

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Mein Ex war so ein Kind wie dein Sohn. Seine Schwester war viel älter als er und zog früh aus. Bei jedem Konflikt wechselte er den Aufenthaltsort... Bei Ärger mit den Eltern ging er zur Schwester, bei Ärger mit der Schwester ging er zu den Eltern.

Bei Ärger mit mir zog er sich innerlich zurück und log mich an, da er nie gelernt hatte, Konflikte konstruktiv zu lösen. Er übernahm nie Verantwortung für sein Verhalten.

Möchtest du das für deinen Sohn? Soll er später unfähig sein, Konflikte zu lösen?