Studium finanziell überhaupt lohnenswert?

Hallo zusammen,

ich habe nach meinem Abi BWL studiert. So wie so viele. Ich arbeite nun seit 7 Jahren, in der aktuellen Firma seit 3 Jahren. Ich frage mich immer öfters, wieso ich mir das Studium überhaupt angetan habe. Ich verdiene etwa 4.200 brutto. Das ist ungefähr der Durchschnittsverdienst in Deutschland. Ich arbeite meistens mehr als 40 Stunden und gebe mir viel Mühe. Aufgestiegen bin ich dadurch sogar auch schonmal. Aber ich bin insgesamt frustriert, auch wenn ich meine älteren Kollegen sehe.
Ich glaube mittlerweile es war total naiv zu denken, dass man mit einem Studium und Fleiß "automatisch" eher zur oberen Mittelschicht gehört. Kann man nicht verallgemeinern, ist mir schon klar. Das ist nur das was ich bei mir erlebe und auch in meinem Umfeld. Eine Freundin von mir hat promoviert (Soziologie) und verdient sogar weniger als ich. Sie meinte sie ist froh überhaupt einen Job zu haben.
Und eine einzige Freundin von mir hat "nur" eine Ausbildung direkt nach dem Abi gemacht, verdient minimal weniger als ich aber verdient dafür schon ein paar Jahre länger als ich Geld. Und hat keinen Studienkredit abzubezahlen. Und hat auch schon länger in die Rentenkasse eingezahlt.

Kennt ihr diese Gedanken? Wie sieht es bei euch aus? Hat sich eurer Studium/ eure Ausbildung gelohnt?

1

Mein Studium hat sich schon gelohnt, denn ansonsten könnte ich nicht dort arbeiten, wo ich momentan arbeite.
Vom Gehalt wird es immer Leute geben, die mehr verdienen wie ich, egal ob mit einer Ausbildung oder einem Studium. Ich kann mich finanziell allerdings nicht beschweren und bin absolut zufrieden für das, was ich machen muss.

Eine Ausbildung heißt ja nicht automatisch, dass man nur den Mindestlohn bekommt und ein Studium heißt nicht, dass man Millionen verdient. Es gibt viele Ausbildungen mit denen man richtig gutes Geld verdienen kann und es gibt Studiengänge mit denen man wenig verdient.

6

Kann ich voll unterschreiben.
Ich habe den Luxus, dass ich aktuell mit kleinen Kindern eben nicht Vollzeit arbeiten muss (mein Mann ohne Studium arbeitet fast die gleiche Stundenzahl) und wir dennoch klarkommen.
Großverdiener werd ich aber nie werden, aber das war mir klar, als ich das Studium begann

2

Ja definitiv. Mein Mann und ich haben ein jährliches Nettoeinkommen von 130 T Euro, dabei arbeite ich nur 50% Teilzeit. Beide studiert, beide promoviert, wobei die Promotion nicht für unsere Gehälter ausschlaggebend ist, sondern unsere Berufserfahrung, sind beide Ende 30. Wir sind beide angestellt, er in leitender Funktion in einem großen Unternehmen. Selbständigkeit wäre auch möglich, ist aber nicht unser Ziel. Wir haben allerdings nicht nur für das Gehalt studiert, sondern auch für unseren Horizont. Zudem kommen Benefite wie regelmäßige Dienstreisen ins Ausland, Dienstwagen, Home Office. Das alles hat ein Handwerker nicht.
Letztendlich muss das jeder für sich entscheiden. Studium/Ausbildung ist das eine, was man daraus macht das andere.

3

Soziologie und BWL ohne weitere Spezialisierung sind nun auch nicht die topverdiener. Das sollte man vor dem Studium wissen..

Für mich war das Studium eine tolle Zeit. Eine Zeit, die jene, die gearbeitet hatten, nicht hatten. Es ist ein privileg.
Nun studieren aber immer mehr, wir brauchen aber nicht so viele Soziologen und BWLer? Was passiert? Genau. Das Gehalt ist nicht gut.

Ich selbst habe etwas studiert mit dem man nicht reich wird. Ich bin damit okay.. es gibt sicherlich ausbildungen, mit denen man mehr verdienen könnte.. Aber die wären nun auch nichts für mich.

4

Naja, nicht das Studium an sich ist des Rätsels Lösung sondern was man daraus macht.
Ich kenne Studienabrecher bis heute nix gemacht. Hervorragende Studienabschlüsse aber doofe Branche bis heute nicht geworden, dazu Schulden.
Normal studiert, Schulden, gute Stelle im Land.
Kein Vollstudium, sondern dual, keine Schulden, Bessere Besoldung trotz einer Stufe weniger, Home Office und absolute Freiheit im Arbeitsalltag
- beste Entscheidung meines Lebens

5

Hat sich das Studium für mich gelohnt? Als Ing kann ich sagen: Definitiv hat es sich für mich gelohnt. Sechs Jahre nach dem Bachelor ist mein Jahresbrutto sechsstellig. Mit einer Ausbildung, mal abgesehen von Fluglotsen oder Piloten, so gut wie nicht möglich, behaupte ich jetzt einfach mal. Unter Ings allerdings sicherlich auch nichts Außergewöhnliches.

7

Statistisch gesehen lohnt sich das Studium auch heute noch, man darf dabei im Vergleich zur Ausbildung aber auch nicht vergessen, dass der Bachelor und Meistertitel vom Bildungsgrad gleichauf bewertet werden.


Ansonsten kommt es mit den meisten Studienabschlüssen drauf an was man draus macht. Ich hab auch nichts studiert was automatisch zu gutem Gehalt führt (dazu müsste man doch eher Medizin, Bauingenieur oder so studieren, wobei im öffentlichen Dienst wo ich bin verdient ein Bauingenieur auch oft nur E11, allein dafür findest du niemanden mehr).

Wie andere schon gesagt haben, das Studium hat sich gelohnt aber nur in Kombi mit der Berufserfahrung. Mein erster Job mach dem Master war grottenschlecht bezahlt, habe ich 18 Monate gemacht und bin dann befördert worden mit 50% mehr Gehalt. Seitdem habe ich 2 mal den Job gewechselt immer mit Gehaltsplus.

Jetzt verdiene ich 10 Jahre nach dem Abschluss mehr als meine Mutter je als gelernte Erzieherin verdient hat, trotz Schicht- und Wochenendzulagen bei ihr.


Ganz klar punkte ich heute hauptsächlich von meiner Berufserfahrung in Bewerbungsrunden, aber es wäre auch falsch zu glauben ich wäre heute hier ohne Studium. Nicht nur weil man die Qualifikation auf dem Papier braucht, sondern auch weil ich natürlich Wissen und Fähigkeiten im Studium dazugewonnen habe, auch wenn die sich nicht immer 1 zu 1 übertragen lassen.


Wen du mit dem Gehalt unzufrieden bist dann such dir doch was Neues oder mach Weiterbildungen oder denk über den Master nach, wenn du ihn noch nicht hast.

8

Du musst dir immer vor Augen führen, dass du nicht für dein Studium, sondern für deine Tätigkeit und deren Wert für den Arbeitgeber entlohnt wirst.

BWL studieren nunmal Horden von Leuten, die Konkurrenz ist groß, zumal es auch viele kaufmännische Ausbildungsberufe gibt. Innerhalb dieser BWL-Bubble bringt dir dein Studium sicher was: eine Industriekauffrau ist nach 7 Jahren in aller Regel noch nicht bei deinem Gehalt (und wenn, wärst du in dieser Firma wahrscheinlich trotzdem besser eingestuft, weil du einfach ganz anders einsteigt.).
Also ja- natürlich lohnt sich dein Studium, wenn du im BWL-Bereich tätig sein willst.

So- nun dein Punkt mit dem allgemeinen Durchschnittsverdienst. Wie oben genannt, wird nicht pauschal eine Ausbildung vergütet (studiert/Ausbildung/ungelernt), sondern die Tätigkeit. Da gibt es natürlich Bereiche, die ganz anders vergütet werden, wie BWL. Ärzte, Anwälte etc verdienen mit Studium mehr als jemand mit BWL, der wiederum wahrscheinlich deutlich mehr verdient, als der ehemalige Philosophie-Student.

Auch bei den Ausbildungsberufen kann man nicht pauschal sagen "verdienen mehr oder weniger als XY", ich sag nur Friseure, die knapp über Mindestlohn arbeiten vs Fluglotsen, die einen topbezahlten Job haben.

Und weg von Bürojobs schaut es nochmal ganz anders aus: Handwerker und auch Produktionsmitarbeiter im Schichtbetrieb verdienen in aller Regel immens gut (wenn sie gut und fleißig sind). Wir haben einen großen Autobauer in der Nähe und die mit den größten Autos und Häusern arbeiten dort in der Produktion Schicht. Mit "nur" Ausbildung oder sogar ungelernt. Oder Monteure, Bauleiter, die in ganz Deutschland rumgeschickt werden und nie daheim sind- natürlich lassen die sich das vergoldet. Auch ungeliebte Jobs wie Müllabfuhr werden gut bezahlt, weil es sonst keiner machen würde. Ein selbständiger Handwerker, der einigermaßen geschickt ist (und auch kaufmännisch dahinter) ist auch weit (!!) über dem Gehalt, das man im Büro so bekommt.

Es kommt also nicht auf die Ausbildung an. Wenn du so unzufrieden bist (finde dein Gehalt ok), dann kannst du ja eine Weiterbildung machen, dich spezialisieren, aus der Komfortzone raus, die berühmte "Extrameile" gehen etc. Aber mit 40 Stunden, Gleitzeit, Homeoffice und Dienst nach Vorschrift wird dir keiner sofort einen Batzen Geld nachwerfen, nur weil du vor Jahren mal eine Zeit lang- wie unzählige andere auch- in der Uni gesessen bist.

Bearbeitet von edge-of-reason
9

Lange Zeit habe ich nur mittelmäßig nach meinem Studium verdient. Durch mehrere Kinder und Weiterbildung in Teilzeit war mein Gehalt nicht berauschend. Dann wurde ich wegen der Kinder nicht dem Weiterbildungsstand entsprechend eingestellt... Erst nach einem Wechsel des Arbeitgebers und des Bundeslandes (hier sind Frauen gleichwertig, auch mit Kindern und alleinerziehend) verdiene ich jetzt gut und konnte Karriere machen.