Ich bin keine Übermutter!

Ich habe lange überlegt, ob ich diese unsägliche Diskussion nochmal aufgreifen soll und habe mich dafür entschieden, weil es mittlerweile vier (oder noch mehr) neue Beiträge von Befürwortern dieser Ferber-Methode gibt, aber noch keinen von Gegnern. Ich bin ein Gegner und mir ist es ein Anliegen zu erklären, warum ich in diesem Fall wenig bis gar keine Toleranz aufbringen kann, obwohl ich sonst wirklich sehr tolerant bin.

1. Weil ich gegen Gewalt bin, bin ich dies uneingeschränkt. Ich kann nicht nur ein bißchen gegen Schläge sein und diese in ganz bestimmten Situationen befürworten. Das macht keinen Sinn.

2. Man kann Menschen Gewalt sowohl körperlich als auch seelisch antun. Seelische Gewalt ist dabei häufig grausamer als körperliche Gewalt, weil sie länger im Gedächtnis bleibt.

3. Die Ferbermethode (und wirklich nur diese, nicht die Tatsache, dass man ein Kind im eigenen Bett schlafen lässt) ist aus meiner Sicht Psychoterror und damit Gewalt. In logischer Konsequenz von Punkt 1 bin ich dagegen. Und zwar absolut und ohne Einschränkungen. Ich KANN hier nicht tolerant sein, ebensowenig wie ich tolerieren kann, dass ein Kind auf der Straße geschlagen wird. Ich würde immer einschreiten und tue dies auch, wenn ich höre, dass Kindern psychische Gewalt angetan wird.

Nun schreien wohl diejenigen auf, die diese Methode befürworten, weil sie glauben, dass ihnen dann in meinen Augen automastich "Rabeneltern" auf der Stirn geschrieben steht. Dem ist aber nicht so, weil ich glaube, dass die allermeisten sich über die Konsequenzen ihres Handelns überhaupt nicht im Klaren sind.

Dass man ein Kind nicht schlagen sollte und das dies Gewlt ist, hat sich wohl mittlerweile rumgesprochen. Was genau aber psychische Gewalt ist, ist immer noch etwas difus, weil eben auch die Folgen nicht unmittelbar sind, d.h. im Gegensatz zu den Schlägen gibt es keine äußeren sichtbaren Zeichen.

Außer.... das Weinen! Leider weinen Babies aber ziemlich viel und ebenso wie ein zu häufig eingesetztes "Nein" der Eltern, führt das dazu, dass man dagegen abstumpft. Mir selbst ist es schon passiert, dass ich nicht mal wach geworden bin davon, weil ich es eine Zeit lang praktisch ganztägig gehört habe. Man gewöhnt sich irgendwie daran.

Dennoch ist das Weinen ein deutliches Zeichen, dass irgendwas nicht stimmt. Vielleicht ist es wirklich eine Trotzreaktion. In diesem Fall wäre ignorieren sicher das Beste. Allerdings kann man das bei einem Baby niemals so genau wissen. Und weil es zweifelhaft bleibt, warum das Baby nun wirklich weint, muss ich vom schlimmsten Fall ausgehen: Dem Baby tut etwas weh, es fürchtet sich oder es braucht mich aus anderen Gründen.

Gehen wir mal davon aus, dass es sich fürchtet. Und gehen wir auch mal davon aus, dass Du, die Du das hier gerade liest, dich furchtbar vor Spinnen ekelst. Du reagierst panisch, zitterst und hast entsetzliche Angst. Und nun komme ich und sperre dich in einen Raum voller fetter schwarzer Spinnen und gehe fort. Du schreist und schreist. Nach einer Minute komme ich wieder. Ich erkläre dir, dass das ganz harmlose Krabbeltiere sind und Du beruhigst dich, nach dem Motto "Ja ist ja gut, aber nun lass mich frei!" Aber ich gehe wieder weg. Du schreist und schreist, der Schweiß steht dir auf der Stirn. Diesmal komme ich nach 3 Minuten und wieder wirst Du ruhiger, weil Du hoffst. Doch ich gehe. Aus Erschöpfung und aus Resignation wirst Du dich irgendwann fügen. Sobald Du dein Gefängnis verlassen kannst, bist Du erstmal froh, aber glaubst Du nicht, dass dich dieses Erlebnis irgendwann einholen wird? Und wahrscheinlich hast Du nicht mehr nur vor Spinnen Angst, sondern auch noch vorm Alleinsein. DAS ist die Ferbermethode und ich verurteile sie und zwar zutiefst...

Und deswegen soll ich eine Übermutter sein. Nööööö, nun wirklich nicht....

1

Och nöööö...mönsch...jetzt isset aber mal langsam jut...oder ?

#gaehn#gaehn#gaehn#gaehn#gaehn#gaehn#gaehn#gaehn

Gruss
agostea (mir tränen schon die augen von dem Thema...;-))

2

Nein, es ist nicht gut. Die Damen, die dieses Thema befürworten dürfen Beitrag um Beitrag verfassen und ihre Dressur propagieren. "Wir" werden am laufenden Band angegriffen. Nicht einmal hat eine Gegnerin dieser Methode das Wort "Rabenmutter" gebraucht. "Übermutter" dagegen fiel mehr als einmal. Und ich bin keine, defintiv nicht, ich bin gegen Gewalt und das wollte ich klarstellen, weil es mir wichtig ist.

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Beide "Parteien" haben sich nichts geschenkt.

Die Schüsse der "Anti-Ferber-Bewegung" fand ich teilweise um einiges deftiger,als die Fraktion,die "Übermütter" als Wort benutzt haben.

Aber das nur am Rande. Ist mir auch latte.

Jedem das seine,mir das meiste. #cool

Gruss
agostea

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hm, mag sein dass ich dich gestern oder heute, ich weiß es nicht mehr genau, auch als Übermutter bezeichnet hab. Dein Beispiel mit den Spinnen finde ich schrecklich ich kann mich nämlich soweit in die Situation hineinversetzen, denn ich kriege tierische Angst und pure Panik wenn ich ne spinne vor meiner Nase hab (ich versuch mich den Kindern gegenüber zusammenzureißen klappt leider nicht immer#schmoll).
Im großen und ganzen hast du ja auch recht. Ich gehe jetzt nicht weiter auf das Thema ein, denn ich kann in diesem Moment nur von mir sprechen, du hast ja auch meine Beiträge gelesen. Und wie ich schon geschrieben hab, würde ich meine Tochter nie minutenlang bzw. stundenlang weinen lassen. Ich lasse sie nur mal bocken bzw. meckern wenn sie total müde ist aber keine Lust hat zu schlafen. Als ich damit angefangen habe war sie aber fast elf Monate und nich drei oder vier Monate. Jetzt ist sie 17 Monate und hat ab und zu auch noch ein wenig zu meckern, wenn sie anfängt zu weinen nehme ich sie auf den Arm.

Naja, es ist vielleicht auch viel gesagt worden was nicht so gemeint war. Hat sich halt hochgeschaukelt.

Schönen Abend noch

lesa23

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Hallo,
ich bin auch dagegen!Wir haben das ganze so gemacht!Wenn Jolin aus Angst geschrien hat,dann nehme ich sie natürlich raus!Aber wenn sie nur bockt und spielen will,bleibt sie liegen!Den Unterschied merkt man ganz schnell und wenn man sich nicht sicher ist,braucht man das Kind nur kurz hochnehmen!Entweder es klammert sich fest und schmust oder es dreht sich gleich weg und will mit irgendwas spielen!Ich weiß nicht,warum so viele das Buch gut finden,da es selbst Ferber selber verurteilt!Am schlimmsten fnde ich die,die das Buch anwenden,obwohl das Kind erst ein paar Wochen alt ist!Im Buch steht wohl,dass eserst ab dem vollendeten 1.Lebensjahr angewendet werden sollte!
Wenn ein Übermutter,eine Mutter ist die:

-nach ihrem Kind schaut,wenn es schreit um zu wissen warum
-die ihr Kind nicht gerne weg gibt oder alleine lässt
-die versucht alles richtig zu machen
-die sich von "Alten" nicht gerne was sagen lässt,weil sie lieber auf ihr Bauchgefühl und selbst gesammelten Informatonen vertraut
-die alles für ihr Kind macht
.....

dann bin ich es gerne!Meine Tochter schlief dier ersten 4,5 Monate immer abends bei mir auf dem Stillkissen ein!(anfangs sogar auch tagsüber)Ich habe ihr auch Nachts zu essen bzw die Brust gegeben,wenn sie Hunger hatte!Ich bin gerne aufgestanden und wenn es noch so oft war,aber dafür bin ich Mutter!An dem Tag,als ich von der Schwangerschaft erfuhr,war mir klar,dass jetzt mein Kind an 1. Stelle steht!.....

Der dank dafür ist mein Kind,die Mamafixiert ist,lieb ist,nachts durchschläft(von 20Uhr bs 9Uhr morgens seitdem sie ca 6Monate ist),die nur mit mir kuschelt und die mir immer ein Lächeln schenkt wenn sie mich sieht!

Sicher ist jedes Kind anders und man sollte darauf eingehenund ein bisschen probieren und daraus lernen!Ich musste auch erst lernen,was ist Hunger oder was ist nur Durst,will sie nur den Schnuller....Aber ich könnte mein Kind nicht aus Angst schreien lassen,nur weil ich Fernseh gucen will usw!Das würde mir das Herz zerbrechen!Es ist doch mein Kind,mein eigen Fleisch und Blut und es hat doch nur mich!Es zählt auf mich!Es versteht nicht,warum es alleine sein soll(bis zu einem gewissen Alter was von Kind zu Kind unterschiedlich ist)

Kurz gesagt-Das ist meine Meinung!



LG Kathrin+Jolina

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Ganz so aufopferungsvoll bin ich nicht. Ich habe z. B. null Problem damit, wenn jemand auf mein Kind aufpasst. Wenn ich denjenigen gut kenne, versteht sich.

Und ich versage mir auch nicht das Gefühl, mal genervt zu sein. Ist doch menschlich... also kurz gesagt: Ganz "so gerne" stehe ich nachts nun auch nicht auf. Aber es muss halt sein und genauso muss es sein, dass ich mir so manchen Abend um die Ohren schlage um mein Kind zu trösten...

Das schleppe ich übrigens auch nicht dauernd durch die Gegend. Wenn ich total ermattet bin, dann kann ich manchmal auch nicht viel geben. Manchmal liege ich auch einfach nur da. Aber wenigstens bin ich da und streichele ihre Hand.

Und mein Kind steht auch nicht an 1. Stelle. Wir sind eine Familie und haben alle Bedürfnisse, die gleichwertig wichtig sind. Dazu zählen auch meine Katzen. Nur kann mein Kind seine Bedürfnisse nicht selbst befriedigen und ist somit naturgemäß auf mich (oder den Papa) angewiesen.

Und deswegen denke ich, dass ich keine Übermutter sondern eine ganz normale Mutter bin.

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Wie gesagt,dass war meine Meinung und mein Verhalten!

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Guten Abend,
ein ganz toller Beitrag!!!
Und Dein Spinnen-Vergleich ist wirklich sehr treffend - hoffentlich öffnet er der einen oder anderen Mama die Augen.

Ich möchte nochmal betonen, dass die Angst vorm Alleinsein bei Babys instinktiv ist. Denn wenn ein Baby früher allein gelassen wurde, bedeutete das den sicheren Tod.
Und unsere Babys reagieren in den ersten Monaten noch sehr instinktiv.

Grüße
Suse

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Das Spinnen-Beispiel ist wirklich einleuchtend. Hoffentlich auch wachrüttelnd!

LG,

eine Rabenmutter. :-D *g*

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Wirklich guter vergleich!

Grüße
Alex

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Hallo,

ich finde deinen Beitrag sehr gut und treffend geschrieben.

Ich kann aus eigener Erfahrung sprechen. Als Kind schlief ich lange bei meinen Eltern im Zimmer. Als ich dann zur Schule ging sollte ich in mein eigenes Zimmer ausquatiert werden. Ich lag keine 5 Minuten im Bett und es war für mich der blanke Horror. Ich hatte panische Angst, konnte nicht einschlafen usw.

Ich bin aber nicht aufgestanden (keine Ahnung warum) sondern bin die ganze Nacht mit der Angst allein in meinem Zimmer geblieben.

Am Morgen war ich froh und wieder gut drauf und die Nacht war vergessen. Als meine Mutter mich Abends ins Bett brachte fing ich an zu weinen und ich sagte ihr, dass ich Angst hätte allein zu schlafen. Sie machte dann kurzerhand das Bett bei meiner Oma im Schlafzimmer zurecht und ich schlief tatsächlich bis zu meinem 13 Lebensjahr bei meiner Oma mit im Schlafzimmer.

Noch heute fühl ich mich nicht gut wenn ich allein bin. Zum Glück haben meine Eltern mich nicht gezwungen allein zu bleiben um mich ans alleine Schlafen zu gewöhnen.

Wenn mein Sohn meine Nähe braucht, bekommt er sie. Und wenn ich mich mitten in der Nacht ne halbe Stunde zu ihm kuscheln muss. Wenn er nachts aufwacht und weint weil er Angst hat oder sich allein fühlt ist es keine Willkür, dass er mich ruft. Ich stelle es mir für ein Kind erschreckend vor nachts aufzuwachen, es ist dunkel und still und keiner ist da. Ist doch klar, dass man die Mama ruft. Und als Mama sollte man auch reagieren. Ein Tier lässt ihr Junges auch nicht liegen wenn es ruft.

Außerdem ist es viel entspannter wenn man sich über das Schlafen keinen Kopf macht sondern nach Instinkt agiert. Irgendwann schläft jeder allein und auch durch. Beim einen dauerts länger-beim anderen gehts schneller.

LG
Michaela

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Guten Morgen,
ein wirklich schöner und auch nachdenklich stimmernder Bericht!
Danke!

Grüße
Suse

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Hallo,

ein toller Beitrag.

Ich sehe es genauso.

Mußte heute nach immer an diese Diskussionen hier denken. Mein Sohn Mika (fast 3 J) hatte nämlich eine schlechte Nacht - keine Ahnung, wieso. Das fing schon damit an, dass er nach 3 stündigem Schlaf (ist gegen 18.30 Uhr eingeschlafen) wach wurde und geweint hat. Er konnte mir aber irgendwie nicht sagen, was er hat, hat einfach nur geweint. Da hab ich ihn ganz selbstverständlich mitsamt seinem Bettzeug zu mir ins Bett gelegt, hab mich dazu gelegt, bis er wieder eingeschlafen war.

Und die ganze Nacht über war er dann bestimmt 7 Mal wach, hat geweint, meinte sein Bauch täte weh, dann hat er wohl noch den Anflug einer Erkältung und immer wenn ich gerade wieder eingeschlafen war, hatte er wieder was.

Klar, ich war dann sooowas von müde #gaehn .... und jedes Mal hab ich mir aber gesagt, dass es nunmal so ist und dass er das ja weiß Gott nicht aus Trotz macht oder um mich um den Schlaf zu bringen.

Ich hätte ja soo viel für wenigstens 3 Std. Schlaf am Stück gegeben. Aber ihn dafür alleine lassen? Käme für mich nicht in Frage.

Jetzt bin ich natürlich immer noch müde und Mika geht gerade wieder schlafen, er ist total übermüdet. Und Mama bespaßt nun den kleinen Bruder, der eine super Nacht hatte und natürlich NICHT müde ist *lach*.....

In diesem Sinne...

...schönen Sonntag und auf ruhigere Nächte :-)

Kerstin mit Mika und Colin

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Danke!!

Allerdings bezweifele ich, dass auch nur einerm Ferber- Befürworter die AUgen aufgehen.

Andere wiederum zucken nur mit den Schultern und finden das Thema gähnend langweilig... schade. Sie WOLLEN nicht verstehen.Aber ich denke, die die hier gähnen und sagen: ist doch ihr Kind- sei mal tolerant..... die drehen sich auch um, wenn ein Kind ne saftige Backpfeife bekommt... wahrscheinlich sagen sie dann auch: na ja- die Eltern werden schon wissen was sie tun.....



Ich bin auch gerne ne Übermutter ;-).

lg
sparrow

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Hallo!

#pro#pro#pro
Super geschrieben!
Das Beispiel mit den Spinnen ist super!
Bisher hab´ ich mich aus der Diskussion rausgehalten,d as war einfach #augen.
André hatte lange Zeit sehr extreme Schlafprobleme und ich war fix und fertig. Aber hat ja nicht geschrien, um mich zu ärgern. Er ist nicht extra nachts oft wachgeworden, weil er es lustig fand, wenn ich am nächsten Tag müde (und oft auch gereizt #hicks) war.
Es gibt andere Methoden, bei der das Kind "lernt", besser zu schlafen. Da weint es auch mal. ggf. auch länger. Aber wir waren IMMER dabei und haben unseren Sohn NIE alleine weinen lassen!!! Auch das geht! Auch wenn es vielleicht ein bißchen länger dauert.
Ich schlafe doch auch viel besser und schneller ein, wenn mein Mann neben mir liegt und nicht im Nachtdienst ist! Warum soll es bei meinem Sohn denn anders sein? Ich trinke nachts auch oft ein Glas Wasser. Soll ich meinem Sohn dann das Wasser verweigern, damit ich sagen kann, dass er durchschläft?!?

André schläft jetzt prima - ohne Ferber! Okay, letzte Nacht ist er stündlich wach geworden aber er zahnt und ist stark erkältet.