Wohnort bestimmt Abiturchancen in NRW - wie ist das möglich?

Ich lese gerade einen Artikel in der WA über die Abiturientenquote in verschiedenen Städten in NRW.
Die reicht von 51,1% in Bonn bis 27,4% in Hamm in Westfalen. Wie ist das möglich?

Ich gehe mal davon aus, dass die Kinder in Bonn und in Hamm gleich intelligent sind.

Muss man dann wenn man als Schüler von Bonn nach Hamm zieht erstmal kräftig nacharbeiten, um dort mitzukommen?

Eure Meinungen und Erfahrungen würden mich interessieren.

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Vielleicht leben in Hamm mehr Arbeiterfamilien, die auch ohne Abi glücklich in verschiedenen Berufen sind und in Bonn eher die Akademiker, die eher Berufe anstreben, die ein Studium erfordern?

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Genauso!

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Hallo
Ich denke nicht, dass es in Hamm schwieriger ist, sondern eben daran, dass in Bonn viel mehr Kinder zum Gymnasium gehen. Das hat sicher weniger mit der Intelligenz zu tun, sondern mit den Familien und ihren Background. In Familien von Akademikern (und ich gehe davon aus, davon gibt es in Bonn mehr als in Hamm) gehen die Kinder eher aufs Gymnasium.

Viele Grüße

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Ich habe Familie in Bonn. Bonn hat zwar eine Hochschule, aber viele andere Kreise im unter Ende der Tabelle wie Lippe, Hochsauerlandkreis, Märkischer Kreis und Kreis Steinfurt haben das auch.

Ich habe Familie in Bonn und eigentlich nicht das Gefühl, dass es dort besonders viele Akademiker gibt.

In NRW ist Bonn eher für seine Ghettos wie Tannenbusch bekannt.

Bearbeitet von Pinea
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Bonn hat nicht nur eine Hochschule, sondern eine recht renomierte und große Universität.
Ich habe jetzt keine Statistiken zur Hand, aber ich denke, das spielt definitiv eine Rolle.

Es hat mit der Schwierigkeit nichts zu tun (Zentralabitur), sondern mit dem Prozent der Schüler, die von Anfang an zum Gymnasium gehen.

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Trauer keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast.
Kommt immer drauf an, aus welchem Grund so Statistiken erstellt wurden und welche Rahmenbedingungen eingeflossen sind.

Wenn auf eine Stadt mit 20Tsd Einwohnern
hü: 2 Gymnasien fallen und
hott: 4 Gymnasien fallen

Hier hat Bonn doppelt so viele Gymns wie Hamm. -- ist doch klar: der Rest fährt eben aus dem Umland hin, zählt aber nicht zur Prozentualen Bevölkerungszahl der Stadt. -- ist in Ballungsgebieten noch verschobener.

Dann gibt es logischerweise auch mehr Abiturienten. So Statistiken muss man immer genau lesen. In vielen Städten gibt es kein Wirtschaftsgymnasium, Technisches Gymnasium und SozialW.-Gymnasium und in manchen städten gibt es auch weniger Gesamtschulen, die auch Abi-Nivau anbieten und andere STädte haben halt fünf und ein Riesen Einzugsgebiet.
In So Statistiken werden die Einzugsgebiete ebenfalls nicht detailiert mit reingerechnet. -- eine Stadt mit Tausend Dörfern drumrum bezieht die Abiturienten eben aus den "hin-fahrenden", die nicht mehr zu der "Einwohnerzahl" und somit zu den Prozenten passen.

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Das könnte es sein. Mir ist aufgefallen, dass viele Kreise am unteren Ende der Tabelle ländliche Kreise sind.

Auf Hamm trifft das allerdings nicht zu.

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Die Einpendler hätte ich auch plausibel gefunden. Daran liegt es aber nicht, die machen laut Lokalzeitung in Bonn nur einen sehr kleinen Teil aus, und umgekehrt gibt es auch Auspendler an die Schulen des Rhein-Sieg-Kreises (wenn auch weniger). Die Gymnasien in Bonn sind knallvoll, Bewerber von auswärts werden daher bis auf Einzelfälle abgelehnt bzw. kommen Losverfahren nicht zum Zuge.

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Hallo,
oft sind ja gerade im ländlichen Bereich die Schulwege oft sehr weit und umständlich. Da überlegt man vielleicht auch beim Schulwechsel, ob man trotz Gymnasialempfehlung lieber die besser erreichbare Realschule wählt.
So einen Fall kenne ich tatsächlich. Abgelegenes Dorf mit rund 100 Einwohnern im Sauerland, es fährt morgens ein Schulbus in den nächsten Ort mit Grundschule, Haupt- und Realschule und das wars und mittags wieder zurück. Von diesem Ort würde zwar dann ein normaler Linienbus bis zum nächsten Gymnasium fahren, aber dann wäre die junge Dame nicht mehr pünktlich an der Schule. Und hätte nachmittags keine Chance, wieder nach Hause zu kommen. Da Mama und Papa auch arbeiten, ist ein Elterntaxi derzeit keine Option.
Ich denke, so etwas könnte tatsächlich auch der Grund sein, warum einige Gebiete deutlich weniger Abiturienten haben als andere.
LG
Elsa01

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Ist auch eine Frage der Bildungsinfrastruktur… vielleicht ist in Hamm (und anderen Kreisen mit niedriger Abidichte) die Konkurrenz für die Gymnasien durch gute Gesamtschulen größer, die, so wie ich das absolut richtig finde, nicht jeden Richtung Abi beraten?

Ansonsten denke ich auch, dass es eine Frage von Bildungsbürgertumsdichte ist: In Akademikerfamilien wird das Abi ja quasi erwartet und es gibt Ressourcen (Geld, Wissen um Unterstützungsmöglichkeiten), den Spross durchs Abi zu kutschieren.

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In Bonn war schon immer die Quote derer, die nach der Grundschule zum Gymnasium gehen, sehr hoch. Selbst in den 60er Jahren, als ein Abitur noch etwas Besonderes war, sind in den entsprechenden Stadtvierteln durchaus über 50% einer Grundschulklasse aufs Gymnasium übergetreten. Damals noch mit Eingangsprüfung, die waren also auch geeignet. Da waren viele Eltern aber eben auch damals schon höhere Ministerialbeamte, Ärzte, Fabrikbesitzer, Wissenschaftler, Botschaftsangehörige, Lehrer, Juristen von Lobbyverbänden, Parteitiere, usw.

Heute ist der Anteil an Schüler, die ans Gymnasium gehen einer der höchsten der Republik. Dementsprechend natürlich auch eine hohe Abiquote. Leichter als in anderen NRW-Städten ist das Abi nicht, auch wenn das NRW-Abi grundsätzlich sicher kein besonders schweres ist, es gibt einige sehr gute und auch schwere Gymnasien.

Der Anteil an Eltern, die eine gute bis hervorragende Ausbildung haben ist einfach hoch. Zwar sind die meisten Botschaftsangehörigen und Lobbyisten weg, dafür sind über den Bonn-Berlin-Ausgleich Forschungsinstitutionen und Bundesbehörden dazugekommen, die ähnlich gut ausgebildete Mitarbeiter haben. Und die schicken ihre Kinder zum Gymnasium.

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Das kann vielfältige Gründe haben...

Zum Beispiel kann es an den Lehrern liegen, der Organisation der jeweiligen Schule an und für sich, dem allgemeinen lernverhalten der Schüler beeinflusst durch: den Ruf der Schule, Organsation der Schule, dem Wetter, Schulmaterialien (digital oder nicht), Infrastruktur, dem Elternhaus und dem allgemeinen sozialen Umfeld etc.

Bearbeitet von Inaktiv
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Ich komme gebürtig aus dem Nachbarort von Hamm und kann nur berichten dass Hamm schon ziemlich prekär ist. Bonn ist ja in nrw schon „schick“, nicht so groß wie Köln und Bonn, trotzdem sehr beliebt aufgrund der Uni, des Rheins und des eher ländlichen Charme. Man könnte vom Lebensgefühl und von Klientel her auch Duisburg und München vergleichen, das wäre wohl ähnlich.