Tochter in Psychotherapie, nun Familie miteingebunden, kein Vertrauen

Hallo,
unsere Tochter, 14 Jahre alt, ist seit einigen Monaten in Therapie wegen einer sozialen Angststörung. Sie wurde in der 5./6. Klasse systematisch gemobbt. In der 7. Klasse wechselte sie auf eine andere Schule, in der es gut lief für sie und sie fand schnell Freundinnen. Nach einiger Zeit setzte bei ihr eine Angst ein, dass es wieder so werden könnte wie früher und sie steigerte sich hinein (Zwangsgedanken). Nun kam ein neues Problem dazu. Sie nahm in 2 Wochen 6 kg ab, wiegt jetzt noch 44 kg bei 1.57m. Sie hat alle Anzeichen für eine Magersucht. Sie wollte in ihrem Zimmer essen, schmiss es dann weg. In den Ferien haben wir nur mittags zusammen gegessen. Morgens aß sie immer vor uns, da sie ein Frühaufsteher ist und abends machte sie Smoothiebowl für alle und wollte sie dann bei einer Serie in ihrem Zimmer essen. Stattdessen schmiss sie sie weg. Seit letzter Woche wissen wir Bescheid, sie hat sich uns anvertraut, als wir immer öfter besorgt nachfragten. Seither essen wir drei Mahlzeiten zusammen (sie möchte an sich arbeiten, hat selbst Angst, was mit ihr passiert) und wir waren letzte Woche gemeinsam bei ihrer Therapeutin.
Nun kommt das Problem. Wir werden eine Familientherapie machen, aber uns fehlt das Vertrauen in die Therapeutin. Kurz, die Gründe warum:
sie sagte, wenn unsere Tochter nicht essen mag, soll sie zumindest am Tag 2,5 bis 3 Liter Wasser trinken. Mein Mann rief am Abend davor seine Schwester an, die Ärztin ist und in der Notaufnahme arbeitet. Diese meinte, sie solle Apfelsaftschorle trinken, da sie noch mehr Elektrolyte verliert, wenn sie diese mit Wasser ausschwemmt. Als mein Mann fragen wollte, wie sie zu Schorle steht, fiel sie ihm ins Wort, dass sie bereits gesagt hätte, dass sie Wasser trinken soll, er konnte die Frage nichteinmal beenden. Als er nochmal zur Frage ansetzte sagte sie ungehalten, dass sie ihre Meinung bereits gesagt habe "was wollen Sie jetzt von mir?" Im ganzen Gespräch schaute sie nur mich an, nie meinen Mann. Sie redete sehr viel Theoretisches über Magersucht, aber kaum mit unserer Tochter, die als die Therapeutin meinen Mann anfuhr, immer kleiner wurde und anfing zu weinen. Als wir unsere Tochter dann in den Arm nahmen, lächelte sie, als ich sagte, ich habe Angst um unsere Tochter.
So, und nun kommt noch mein persönliches politisch unkorrektes Denken. Sie ist eine Therapeutin, wirkt jedoch sehr männlich. Als ich jetzt ihren therapeutischen Hintergrund genauer recherchiert habe, habe ich gelesen, dass sie als Transidentgutachterin arbeitet und dort einen männlichen Vornamen nutzt. In einem Forum bezeichnet sie sich als Frau, die gerne ein Mann wäre. An sich ihre persönliche Angelegenheit, natürlich, aber meine Frage ist jetzt, wie soll sie ein junges Mädchen darin unterstützen, das weiblich werden ihres Körpers anzunehmen und sich in seinem Körper wohlzufühlen, wenn die Therapeutin zwischen den Geschlechtern wechselt?
Wir, mein Mann und ich, haben kein Vertrauen darin, dass wir als Familie gut zusammen arbeiten können, meinem Mann ist es übrigens egal welches Geschlecht sie hat, das ist mein Gedanke. Es war die Art, wie die Sitzung lief, was uns zweifeln lässt. Unsere Tochter ist sehr verunsichert, würde aber wohl bleiben, da sie sagt ganz ohne Therapeutin mag sie nicht sein, was ich auch verstehe.
Was würdet ihr machen, wenn ihr merkt als Familie könnt ihr nicht gut mit der Therapeutin arbeiten?
Sorry, für den ewig langen Text...

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Ihr habt kein Vertrauen in diese Person, also sucht eine andere. Ich kann deine Bedenken verstehen. Schon dieses komische Verhalten um die Schorle würde mich stutzig machen, zudem die Schwester von deinem Mann absolut recht hat! Besser Saftschorle als so viel Wasser! Diese Transsexuellen Geschichte möchte ich nicht so bewerten, aber zumindest sind es Anzeichen, dass sie hinsichtlich der Probleme, die deine Tochter hat, vielleicht nicht ganz so erfahren ist. Wirklich sucht wen anders. Mit dieser Person hat es keinen Zweck!

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Eine Therapie kann nur mit Compliance erfolgreich sein und da ihr kein Vertrauen in die Therapeutin habt, wird das nichts. Sie kann ja weiterhin einzeltherapie mit der Tochter machen und ihr sucht euch in der Zeit jemand anders.

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Hallo du,
zunächst mal finde ich es sehr gut, wie ihr mit eurer Tochter und ihren Sorgen umgeht! Für mich hört sich das nach viel Liebe, Empathie und Engagement an. Es ist tatsächlich auch längst nicht alltäglich, das beide Eltern bereit sind, im Rahmen einer Familientherapie mitzuarbeiten. Zudem achtet ihr die Bedürfnisse eurer Tochter, das alles ist sehr wertvoll.
Ohne die Therapeutin in irgendeiner Form zu bewerten: Wenn ihr Eltern euch mit ihr nicht wohlfühlt, sucht eine/n andere/n Familientherapeuten/in. Laßt eure Tochter weiter in Therapie dort, wenn sie möchte. Vielleicht ergibt sich in der Familientherapie auch für sie ein Wechsel, wenn sie erst mal etwas anderes kennen gelernt hat, das könnte ich mir vorstellen.
Nebenbei teile ich persönlich deine politisch unkorrekte Meinung. Jeder darf sein was und wie er ist, ich werte das nicht. Allerdings erwarte ich von einem Therapeuten ein sehr klares Selbstverstädnnis, eine gefestigte Persönlichkeit und kein "Wechselmodell".
Ich wünsche euch, dass ihr bald die passende Unterstützung findet!
Alles Gute und liebe Grüße!

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Das Oberflächliche zuerst:

" das weiblich werden ihres Körpers anzunehmen und sich in seinem Körper wohlzufühlen, wenn die Therapeutin zwischen den Geschlechtern wechselt?"

Das würde ich sogar als Vorteil sehen.
Die Therapeutin weiß wie verdammt schwer es in der Gesellschaft ist, das "falsche Rollenbild" darzustellen und zu leben.


Das wesentliche:

"unserer Tochter, die als die Therapeutin meinen Mann anfuhr, immer kleiner wurde und anfing zu weinen. Als wir unsere Tochter dann in den Arm nahmen, lächelte sie, als ich sagte, ich habe Angst um unsere Tochter. "

Das wäre für mich Grund genug zu wechseln!

Vertrauen muss da sein. Von deiner Tochter mit Vorgeschichte besonders.

Mir sagte mal eine vollweibliche Therapeutin, ich wäre nur dann eine erwachsene Frau, wenn ich Röcke und Kleider anziehen würde. In Hosen kann sie mich nicht ernst nehmen.
Danke, kein Bedarf.

Ich war wegen einer vorangegangen Krankheit dort und wollte ins Berufsleben zurückfinden. Wenn sie mich nicht ernst nimmt und es lächerlich finde, dass ich im Sportraum (therapeutisch angeordnet) Sporthosen trage, dann bitte. Nicht mit mir.
Da ich andere Gründe hatte und psychisch stabil war, habe ich mich so einige Male mit ihr angelegt. In Reha konnte ich sie nicht einfach auslassen.

Da ich aber nicht auf ihren Bereich angewiesen war, klappte es Ohren auf Durchzug zu stellen.

In eurer Situation braucht ihr aber jemanden, der sich damit auskennt. Zu eurem Thema.
Ihr geht speziell deswegen dort hin, also braucht ihr jemanden, der sich damit auskennt.

Da würde ich mich umhören, wer sich damit auskennt, speziell zu dem Thema.
Adressen und Tipps von Betroffenen in eurer Situation.


Bei Therapeuten ist es wie mich Fachärzten: jeder hat sein Spezielgebiet.
Mit einem Beinbruch bringt mir ein Kardiologe nur dann etwas, wenn der Bruch operiert werden muss und Herzerkrankungen vorliegen.

Beinbruch - Orthopäde
Herzprobleme - Kardiologe
Magersucht - Therapeut 1 (der u.U. behauptet, dass ADHS Schwachsinn ist)
ADHS - Therapeut 2 (der von Magersucht ohne ADS Problematik null Erfahrung hat).

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Wie schon andere hier schreiben, wenn ihr kein Vertrauen in die Therapeutin habt, dann ist es besser, ihr wechselt. Eine Therapie kann nur funktionieren, wenn ihr euch darauf einlassen könnt. Wenn ihr zu Beginn aber schon eure Zweifel habt und nicht wirklich könnt mit ihr, wird es so und so nichts. Vertane Zeit für euch alle. Sucht euch eine andere, bei der ihr euch wohlfühlt.

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Sucht euch schnell eine andere,mit dieser wird das nichts.
Und ihre Vorstellung von Wasser finde ich auch sehr bedenklich und gebe deiner Schwägerin Recht.

Bei Therapeuten muss man auch misstrauisch sein, es gibt auch viele schlechte.

Sucht eine andere oder anderen. Die Chemie muss stimmen, sonst bringt es rein gar nichts.

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Wie ihr dem Therapeuten gegenüber steht ist erstmal 2. Rangig, wichtig ist das eure Tochter vertrauen hat und sich öffnet.
Aber das scheint ja auch nicht der Fall zu sein. Und dann könnt ihr euch das ganze schenken. Das wird so nichts bringen, weder in Bezug zum Essen (wenn es eine Magersucht ist wird deine Tochter von sich aus nur Wasser trinken und keine Säfte/Saftschorlen wegen der enthaltenen Kalorien. Mit diversen Säften würde man ja sogar eine halbwegs vernünftige Ernährung hinbekommen aber das wollen Anorektiker ja eben nicht, die meiden jede Kalorie die geht). Und das wird auch keine Ängste lösen.
Also: Egal wie, sucht einen anderen Therapeuten!

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Hallo,
danke für eure Antworten. Das hat mir sehr geholfen mich zu sortieren. Morgen haben wir ohne unsere Tochter ein Gespräch mit der Therapeutin. Dort werden wir sehr offen über unsere Zweifel sprechen und dann mal schauen, wie sie reagiert....
Unsere Tochter hat heute einen Termin. Ich denke, dass wir dann als Familie jeder für sich überlegen, in welche Richtung es weitergeht und unsere Tochter soll natürlich unabhängig von uns für sich entscheiden. Es wäre für uns auch eine Möglichkeit, dass sie dort bleibt und wir uns jemand anderes suchen.

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Update:
gestern hatte ich ein Telefongespräch mit der Therapeutin, an dessen Ende sie mir den Hörer mit den Worten "Dann therapieren Sie ihr Kind halt selbst" auflegte. Ich nannte ihr davor meine Gründe, warum ich nicht glaube, dass es mit uns klappen würde, da ich kein Vertrauen hätte nach der letzten Sitzung.
Sie hatte sich, als wir mit unserer Tochter letzte Woche da saßen, sie weinte, ich auch und ich sagte, dass ich ganz große Angst um sie hätte, zurückgelehnt und gelächelt(nichts gesagt). Dieses Lächeln hat mich entsetzt. Darauf angesprochen am Telefon, meinte sie, sie hätte gelächelt, weil sie sich so eingedacht hätte und ich ihe zweimal auf den AB gesprochen hätte an Tagen, an denen keine Telefonsprechstunde war und aber die Telefonsprechstunde dann montags nicht genutzt hätte. Einmal habe ich ihr Mittwoch auf den AB gesprochen, dass unsere Tochter immer mehr abnahm und es problematisch würde, als Info für sie. Unsere Tochter hatte Freitags den Termin und einmal habe ich ihr Donnerstag abend auf den AB gesprochen, dass wir am nächsten Tag gerne dabei sein würden (da hatte sie sich uns gerade anvertraut, dass sie Essen wegschmeisst) und wenn sie es nicht in Ordnung fände, dass wir dabei wären, sollte sie kurz Bescheid geben. Aus den Anrufen auf den AB (Im Vertrag steht, Montag Telefonsprechzeit, an anderen Tagen im Notfall auf den AB sprechen) und dem Nichtanruf am Montag schloss sie, dass ich zumindest ambivalent wäre und das Problem nicht ernsthaft genug nehmen würde.
Damit sind wir jetzt auf der Suche nach einer neuen Therapeutin. Das Hörer "aufknallen" hat mich erst etwas fassungslos gemacht, aber mich auch darin bestätigt, dass ich sie nicht für professionell halte.

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Auweia!
Mach deiner Mutter Mut, dass garantiert nicht alle so drauf sind.
Diese Frau hat echt einen an der Klatsche.
Vielleicht hat sie auch einfach keine Lust auf ihren Job.
Das kann man zwar in vielen Jobs haben und in manchen kommt man trotzdem gut zurecht, aber als Therapeutin ist es echt nicht okay.

Immerhin habt ihr es früh erkannt, und viel Glück für einen anderen :-)#klee

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""Dann therapieren Sie ihr Kind halt selbst" "

Solche Egos bei Therapeuten kann ich gar nicht ab!
Kommt aber leider gut vor.

a) Gute Therapeuten klären beim ersten Gespräch auf, dass es ein Erstgespräch ist, dass man sich erst mal kennen lernt. Es ist ok, sie nicht zu mögen. Für den Therapieerfolg ist Vertrauen wichtig. Dieses kann man nicht erzwingen. Merkt man, dass es nicht passt, soll man den Mut haben Bescheid zu sagen.
Je nachdem woran es liegt, können sie dann versuchen helfen Alternativen zu finden oder bei einem Kollegen fragen, ob noch was frei ist.

b) Und dann gibt es welche, die reagieren wie eure.
Irgendwie spür ich das inzwischen schon am Anfang. Sie spüren, dass ich es spüre. Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis so ein Satz fällt.

Therapeuten sind auch Menschen. Ok. Das schaffen a) genannte mit ihrem Beruf zu vereinbaren. Ihnen merkt man schlechte Tage auch mal an. Immer so, dass Vertrauen trotzdem da ist.
b) genannte kann ich gar nicht ab. Das basiert dann auf Gegenseitigkeit.



Zu eurem eigentlichen:

mir ist eingefallen, dass es auch gute und schlechte Kliniken gibt. Auch wenn das jetzt vielleicht noch einen Schritt zu weit ist. Langfristig kann eine GUTE Klinik helfen. Schlechte murksen.

Um nicht in irgendeine reinzurutschen, würde ich mich schon vorher informieren. Also nebenbei. NICHT zum Abschieben! sondern um dann, falls der Wunschpunkt kommen sollte, schon zu wissen wohin. Vorvertrauen am Telefon gesammelt zu haben, wenn man Fragen stellt.

Eine gute Klinik ein guter Therapeut geht auf die Situation des Patienten ein! Auch mal der Rat noch zu warten oder versucht einen Eiltermin zu bekommen. So wie es sinnvoll ist. Nicht so wie sie es gerade haben wollen.


Bei Reha-kids.de (Forum) weiß ich nicht, ob da Eltern mit Kindern von Magersucht vertreten sind.
Interessant wären Foren für Eltern mit betroffenen Kindern.

- Adressen von Therapeuten
- Adressen von Kliniken
- welche Hintergründe wurden mitgebracht / konnte Therapeut/Klinik darauf eingehen
- wovon wird abgeraten
- was hat geholfen (bei Hintergrundgeschichte)
- was kann man als Eltern tun (für sich um stark zu bleiben? für die Familie? Fürs Kind?)
- welche Stützen drumherum können helfen
usw.